Kiel ist mit rund 250.000 Einwohnern die größte Stadt Schleswig-Holsteins und zugleich Landeshauptstadt des nördlichsten Bundeslandes. Mit ihren historischen Hafenanlagen, der Kieler Förde und vielen anderen Sehenswürdigkeiten zieht Kiel jedes Jahr Hunderttausende Touristen an. Internationale Fähr- und Frachtverbindungen und die einzigartige Lage direkt am Nord-Ostsee-Kanal verleihen Kiel eine besondere infrastrukturelle Bedeutung. Den damit verbundenen Herausforderungen an Klimaschutz und Nachhaltigkeit begegnet die Stadt mit starken Konzepten und innovativen Projekten.
Von der Strategie zur konkreten Maßnahme: Klimaschutzstadt Kiel.100%
Die Stadt Kiel nimmt im Bereich Umweltschutz im bundesweiten Vergleich eine Vorreiterrolle ein und hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu sein. Was nach einem engen Zeitplan klingt, ist für Kiel vor allem ein Konzept mit konkreten Maßnahmen für Klimaschutz und Nachhaltigkeit, das sich in der Initiative Klimaschutz Kiel.100% formiert. Die Stadt setzt darin auf konsequente Schritte wie die Förderung erneuerbarer Energien und den Umbau hin zu einer nachhaltigen Wärmeversorgung für die Kielerinnen und Kieler. Eine klimaneutrale Wärmeversorgung ist bis zum Jahr 2040 geplant.
Gemeinsam mit ihren Partnern arbeitet Kiel zudem an weiteren Strategien zur Umsetzung der Klimaneutralität, mit dem Ziel, diese vielleicht schon bis 2035 zu realisieren. So können sich beispielsweise Unternehmen über stadteigene Infoportale zur Förderung energieeffizienter Gebäudesanierungen sowie Möglichkeiten, wie sie aktiv zum Klimaschutz beitragen können, informieren. Hierzu gehört etwa das in Kooperation mit der IHK Schleswig-Holstein gestartete Projekt „Energie-Scouts“, das Auszubildende in Unternehmen speziell zu den Themen Klimaschutz und Energiesparen im Betrieb schult. Auch konkrete Investitionen der Stadt, wie die hochmoderne Umrüstung des Küstenkraftwerks, leisten einen wichtigen Beitrag zur Klimaneutralität Kiels.
Zero Waste: (K)ein Abfallproblem
Den Themen Abfall und Abfallvermeidung widmet die norddeutsche Großstadt überdies besondere Aufmerksamkeit. Als erste deutsche Stadt ist Kiel dem internationalen Netzwerk „Zero Waste Europe“ beigetreten und geht als „Zero.Waste.City“ moderne und intelligente Wege der Abfallvermeidung. Dies geht in erster Linie auf die Initiative der Kielerinnen und Kieler zurück, die den Wunsch nach einem nachhaltigeren Umgang mit Abfall an die Stadtverwaltung herangetragen hatten. Auf der Agenda stehen seitdem unter anderem Ziele wie die Reduzierung der Gesamtabfallmenge pro Kopf und Jahr um 15 Prozent bis 2035 und eine Halbierung des Hausmülls. Die dazu regelmäßig durchgeführten Workshops und Veranstaltungen werden von der Bevölkerung gut angenommen. Darüber hinaus unternimmt die Stadt weitere Schritte, um das Thema Abfallvermeidung in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen, in Gewerbe und Industrie sowie vor allem in den privaten Haushalten fest zu verankern.
Um die Entsorgung und Verarbeitung aller nicht vermeidbaren Abfälle kümmert sich der Abfallwirtschaftsbetrieb Kiel (ABK) in enger Zusammenarbeit mit der Müllverbrennung Kiel GmbH & Co. KG (MVK). Das Unternehmen, welches sich seit 2005 in einer öffentlich-privaten Partnerschaft mit REMONDIS befindet, sorgt in der Landeshauptstadt für eine Entsorgung auf kurzem Wege und umweltverträgliche Wärmeversorgung. Durch höchste energetische Effizienz bei der Erzeugung von bis zu 53 Prozent grünem Strom und grüner Fernwärme positioniert sich die Anlage klar nachhaltig.
Der Kieler Hafen als Vorzeigeprojekt
Mit Hafenanlagen verbindet man in der Regel den Geruch von Schwerindustrie, ölige Taue von Kuttern und eine getrübte Aussicht durch die ständig qualmenden Schornsteine von Tankern und Transportschiffen. Der Kieler Hafen ist in Sachen Luftqualität, Umweltschutz und Nachhaltigkeit auf europäischem Spitzenniveau: Sporadische Messungen seit 2008 und Langzeitmessungen seit 2018 zeigen, dass sich die Luftqualität im Hafenumfeld im absolut sauberen Bereich bewegt – und das selbst im Hochbetrieb. Moderne Filteranlagen und Katalysatoren der Schiffe und auf dem Hafengelände machen es möglich. Darüber hinaus setzt der Hafenbetrieb auf eine emissionsfreie Versorgung der an verschiedenen Kais liegenden Schiffe mit Landstrom, und auch die Reedereien fokussieren bei Neubauten verstärkt auf alternative Kraftstoffe.
Doch die Luftqualität ist nicht das einzige Aushängeschild des Kieler Hafens: Die Nutzung von Photovoltaik und anderen erneuerbaren Energien deckt seit 2014 den gesamten Strombedarf des Hafengeländes und lädt darüber hinaus die Elektrofahrzeuge der Hafenmeisterei. Der gesamte Wirtschaftsbetrieb des Hafens leistet somit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und nimmt für viele deutsche Industriegebiete eine Vorbildfunktion ein, die zum Nachmachen einlädt.
Klimainitiativen, Bürgerbeteiligung und Mobilität
Bei ihrem Engagement für Klimaschutz und Nachhaltigkeit ist der Stadt zudem die Einbeziehung möglichst aller Kieler Bürgerinnen und Bürger wichtig. Dabei geht es weniger darum, starre Ziele vorzugeben, als die Zukunft gemeinsam zu gestalten. Das Kieler Nachhaltigkeitszentrum ist daher ein Ort des Austauschs, der Beratung und des gemeinsamen Engagements. Hier erhalten die Kielerinnen und Kieler Informationen zu Abfallvermeidung, Nachhaltigkeitsmaßnahmen und Klimaschutz, während ihnen Mitarbeitende der Stadtverwaltung und des Abfallwirtschaftsbetriebes beratend zur Seite stehen. Verschiedene Forschungsprojekte der Christian-Albrechts-Universität und der Fachhochschule Kiel geben der Stadt darüber hinaus immer wieder neue Impulse, wie Nachhaltigkeit und Umweltschutz weiterhin verbessert werden können.