Wärmepumpe für Wärmewende TomsonD@EnvatoElements
Energie 3. November 2025

Stadtwerke müssen zu Partnern der Wärmewende werden

Zwar hat sich der Gasmarkt einigermaßen stabilisiert, angesichts eines hohen Konkurrenzdrucks und gestiegener Kundenerwartungen müssen Stadtwerke jedoch umdenken. Ihre Rolle als reiner Energiebereitsteller wandelt sich zunehmend in die eines integrierten Energiedienstleisters. Experten empfehlen jetzt, neue Vertriebswege zu erschließen.

Nachdem der Gaspreis 2022 auf einem historischen Höchststand war (20 Cent pro Kilowattstunde), hat sich die Lage mittlerweile deutlich beruhigt. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche sprach in einer Pressekonferenz im Juli von einer guten Nachricht: „Es ist gelungen, die durch den russischen Angriffskrieg verursachte Energiekrise zu überwinden.“ Die Gasversorgungssicherheit in Deutschland sei hoch, so die Ministerin. Auch der Preis hält sich auf einem stabilen Niveau: Neukunden zahlen aktuell etwa 9 Cent pro Kilowattstunde (Stand: 20.10.25). Angesichts gesunkener Kosten für Energiebeschaffung und Netznutzung sowie der gesunkenen Bilanzierungsumlage müssen kommunale Unternehmen nun ihre Preisgestaltung umstellen. Energieexperte Philipp Boros sagt im Gespräch mit der Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK): „Der Wettbewerb im Gasmarkt ist derzeit extrem intensiv.“

Sinkende Gaspreise eröffnen neue Vertriebschancen

Mit der Vertriebsagentur Seals Group berät Boros Stadtwerke und Energieversorger und warnt: „Viele Anbieter schauen nicht mehr darauf, wessen Gebiet sie betreten. Sie gehen bewusst in die Flächenversorgungsgebiete von großen Playern und greifen dort an. Wer als Stadtwerke in dieser Phase schläft, verliert Marktanteile.“ Er rät deshalb: „Wer heute attraktive Preise bietet, kann weit über die eigenen Stadtgrenzen hinaus neue Kunden gewinnen.“ Für kommunale Unternehmen ist die aktuelle Situation also herausfordernd und chancenreich zugleich. Die geopolitische Lage bleibt angespannt, was auch weiterhin Risiken für eine hohe Preisvolatilität birgt. Energieeffizienzmaßnahmen wie Wärmepumpen und Solaranlagen sorgen tendenziell für einen abnehmenden Gasabsatz in Haushalten. Auch der politische Druck zur fordert kommunale Unternehmen dazu heraus, neue Strategien zu entwickeln.

Kundinnen und Kunden sind deutlich preissensibler sowie anspruchsvoller in Bezug auf , Flexibilität und Transparenz geworden. Sie informieren sich mehr über Entwicklungen auf dem Energiemarkt und werden zunehmend auch zu Prosumenten, d. h. sie produzieren selbst Energie und speisen diese ins Netz ein. Stadtwerke sehen sich daher mehr und mehr in der Rolle des Energiedienstleisters und Partners für

Kombiangebote aus Gas, Strom und Wärme, grüne Tarife mit oder synthetischem Methan sowie flexible Tarife erhöhen die Attraktivität für Neu- sowie Bestandskunden, so die Meinung von Experten. Zudem gilt es, die Möglichkeiten der auszuschöpfen und Service-Leistungen rund um anzubieten. Auch der frühzeitige Einstieg in H2-Readiness und der Aufbau von regionalen Energieclustern können die Wettbewerbsfähigkeit von Stadtwerken sichern.

Stadtwerke als integrierte Energiedienstleister

Viele Stadtwerke haben bereits auf die sinkenden Gaspreise reagiert. So bietet die Berliner Gasag-Gruppe nach Angaben der ZfK entsprechend der aktuellen Einkaufsmöglichkeiten auch Laufzeitverträge deutlich unter zehn Cent pro Kilowattstunde an. Bestandskunden hätten die Möglichkeit, nach Ablauf ihrer Vertragsbindung einen neuen Laufzeitvertrag mit den aktuell gültigen Konditionen abzuschließen. Die Stadtwerke Rotenburg (SR) bei Bremen haben angesichts der gesunkenen Gaspreise bestehende Preisgarantien um weitere zwölf Monate verlängert. Außerdem plant sie, die Preisgarantie bei grundversorgten Kunden zu bewerben und diese in entsprechende Sonderverträge zu überführen, wie Marketingleiter Fabian Gerardu gegenüber der ZfK sagte. Ferner positioniert sich die SR als integrierter Energiedienstleister, indem sie etwa Privathaushalte und Unternehmen bei der Errichtung von PV-Anlagen begleitet.

Wie sich kommunale Unternehmen erfolgreich und modern aufstellen können, zeigt auch das Beispiel der Stadtwerke Neumünster (SWN). Dieses bezeichnet sich als einer der „führenden innovativen und grünen Dienstleister für Energie, Telekommunikation, Wasser, Mobilität und Freizeit in Schleswig-Holstein“. Neben Gasprodukten zur Wärmeversorgung bietet die SWN seit 2021 100 Prozent CO2-neutralen Strom aus europäischen Wind-, Wasser- und Solarkraftanlagen an – ohne Aufpreis und zu einem dynamischen Tarif. Zudem ermöglicht die SWN Bürgerinnen und Bürgern, sich an PV- und Windkraftprojekten zu beteiligen. 

Die Zeiten, in denen Stadtwerke reine Bereitsteller von Energie waren, sind vorbei. Um Marktanteile zu sichern, müssen sich kommunale Unternehmen als Partner der Wärmewende in der Region positionieren und ihre Kundinnen und Kunden zu Mitgestaltern der Transformation machen.

Berlin, Stadt

Zur Kommunenseite
Bundesland Berlin
Einwohner 3.644.826 m: 1.792.801, w: 1.852.025
Größe 891.12 km²
4090 Einwohner je km²
Merkmale Großstädte und Hochschulstandorte mit heterogener sozioökonomischer Dynamik

Neumünster, Stadt

Zur Kommunenseite
Bundesland Schleswig-Holstein
Einwohner 79.487 m: 39.241, w: 40.246
Größe 71.66 km²
1109 Einwohner je km²
Merkmale Städte / Wirtschaftsstandorte mit sozioökonomischen Herausforderungen
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