customadmin

Die Gewinnerin des Deutschen Nachhaltigkeitspreises und erste Zero Waste City Deutschlands Kiel geht in Abfallbelangen wieder einmal als gutes Beispiel voran. Seit Juni laufen in der Landeshauptstadt gleich zwei neue Projekte, die Innovationen zur Abfallbekämpfung im öffentlichen Raum testen. Zum einen kommen seitdem 20 sogenannte Kippster – oder auch Kippen-Orakel – zum Einsatz. Diese bestehen aus einem Ja- und einem Nein-Aschenbecher, über die die Rauchenden über eine bestimmte Frage abstimmen können, indem sie ihre Kippen entweder in dem einen oder in dem anderen entsorgen. Zum anderen nutzt der Abfallwirtschaftsbetrieb Kiel (ABK) in einem dreimonatigen Pilotprojekt das KI-gestützte Messsystem CORTEXIA, um die Sauberkeit und verschiedenen Abfallfraktionen auf Kiels Straßen zu untersuchen.

16.000 bis 20.000 Kippen bereits im Kippster

Die aktuelle Kippster-Frage „Warst du schon in der Förde baden?“ soll demnächst gegen eine neue ersetzt werden. Was im Juni bei 18 Grad noch weitgehend verneint wurde, tendierte mit zunehmend wärmeren Temperaturen immer mehr gen Ja. Unabhängig von der Antwort zeitigte der Einsatz der Kippster mit ihrem Reiz zur Beantwortung einen sehr positiven Effekt: Pro Kippen-Orakel wurden zwischen 800 und 1.000 Kippen ordnungsgemäß entsorgt. In Summe macht das 16.000 bis 20.000 Zigarettenstummel, von denen ein Großteil vermutlich sonst auf der Straße gelandet wäre. Aufgrund des großen Effekts plant die Stadt nun, die Verwendung der Spezialaschenbecher weiter auszubauen.

Effizientere Verteilung durch CORTEXIA

Um unter anderem die Effizienz der Verteilung der „fragwürdigen“ Aschenbecher im Stadtgebiet zu untersuchen, wurde eine Kehrmaschine mit CORTEXIA-Messsystem losgeschickt. Das KI-System erkennt per Kamera im Vorbeifahren über 20 verschiedene Abfallarten und zeichnet auf, wo diese wann und in welcher Menge auftreten. Das ermöglicht beispielsweise, Heatmaps zu erstellen, die die Hotspots der unterschiedlichen Abfallfraktionen sichtbar machen – auch die von Zigarettenkippen. Auf Grundlage dieser präzisen Daten wurden mittlerweile zwei Kippster bereits an andere Stellen umgesetzt. Da die mit dem System bestückte Kehrmaschine während der Testphase nur im Stadtzentrum (im Juni) und in Gaarden (seit Juli) unterwegs ist, dürfte das gesamte Optimierungspotential vermutlich noch größer sein.

ABK verlängert Pilotphase mit CORTEXIA

Die Pilotphase mit CORTEXIA sollte ursprünglich drei Monate dauern und am 20. September 2023 enden. Inzwischen hat man sich jedoch mit REMONDIS Digital (dem Betreiber des Messsystems) auf eine Verlängerung um zweieinhalb Monate verständigt. Laut Jens Krause, Abteilungsleiter Straßenreinigung beim ABK, benötige man noch mehr Daten, um endgültig entscheiden zu können, ob ein dauerhafter Einsatz des Systems für die Stadt sinnvoll ist. Dabei geht es insbesondere um solche Erhebungen, die – über einen längeren Zeitraum durchgeführt – Aufschluss über temporäre Schwankungen im Abfallaufkommen in der Stadt geben, z. B. hinsichtlich Tourismus und Kreuzfahrtverkehr.

Die Stadt Aachen geht nach Freiburg im Breisgau als zweite deutsche Stadt einen bedeutenden Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft: Sie unterzeichnete im vergangenen Jahr die European Circular Cities Declaration. Die Zeichner dieser Erklärung verfolgen das gemeinsame Ziel, den Übergang von der bislang linearen zu einer zirkulären Ökonomie zu beschleunigen. Die beteiligten Kommunen nehmen dabei eine wichtige Rolle als Vorbild und Botschafter des Wandels ein. Aachens Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen sieht die Beteiligung als Chance. Die Stadt könne ihre Expertise teilen und von den anderen Beteiligten im fachlichen Austausch dazu lernen, so Keupen. Außerdem sei die Beteiligung an dieser Initiative eine gute Gelegenheit zur Selbstreflexion.

Bürgerbeteiligung fördern mit Kreislaufwirtschaft

Im nächsten Schritt sollen in Aachen im Rahmen der European Circular Cities Declaration nun Indikatoren formuliert und Ziele definiert werden. Diese binden die Verwaltung und Politik an die Umsetzung konkreter Maßnahmen. Darüber hinaus ist auch ein breites zivilgesellschaftliches Engagement von Bürgern, Organisationen und Unternehmen gefragt. Das soll durch die Circular City gefördert werden. Die Zeichen hierfür stehen gut: Die Stadt zählt bereits etwa 200 zivilgesellschaftliche Initiativen mit über 20.000 aktiven Mitgliedern im Bereich Nachhaltigkeit. Auch das rege Interesse bei der Auftaktveranstaltung zur Circular City, an der viele Akteure aus verschiedensten Bereichen der Zivilgesellschaft teilnahmen, spiegelte diesen Einsatz wider. Hinzu kommen wichtige Impulse von den Hochschulen: So haben etwa Stadt, RWTH und FH Aachen erst kürzlich ein Pfandsystem für Mehrwegbecher entwickelt.

Der Umbau zur Kreislaufwirtschaft umfasst verschiedene Bereiche, wie die Abfallwirtschaft oder Energie. So will die Stadt Aachen beispielsweise 50 Prozent ihres Strombedarfs mit selbst erzeugtem Strom abdecken. Dafür investiert sie mitunter 18 Millionen Euro in die Ausstattung ihrer eigenen Gebäude mit Solarpaneelen. Das ist nur ein Teil eines 100-Millionen-Euro-Pakets für den Klimaschutz, das neben der Solaroffensive etwa auch Fassadenbegrünungen und Mobilitätsmaßnahmen wie emissionsfreie Fahrzeuge für den ÖPNV umfasst. Besonderer Fokus liegt zudem auf dem Thema Bau. Hier will die Stadt zum Beispiel die Verwendung nachhaltiger Materialien und Bauweisen fördern. Ebenso spielen Ertüchtigung und Umnutzung von Bestandsgebäuden eine wichtige Rolle.

Deutschland liegt im Rückstand, was den Klimaschutz angeht. So lässt sich die ernüchternde, wenn auch wenig überraschende Botschaft des neuen Wirtschafts- und Klimaschutzministers Robert Habeck zusammenfassen, als er im Januar die „Eröffnungsbilanz Klimaschutz“ präsentierte.

„Die bisherigen Klimaschutzmaßnahmen sind in allen Sektoren unzureichend. Wir müssen die Geschwindigkeit unserer Emissionsminderung verdreifachen und deutlich mehr in weniger Zeit tun“, so Habeck. Um Deutschland bis 2045 klimaneutral aufzustellen und bis 2030 den Anteil erneuerbarer Energien auf 80 % zu steigern, hat die Bundesregierung daher ein Klimaschutz-Sofortprogramm aufgelegt. Damit sollen alle Sektoren schnellstmöglich auf den Zielpfad gebracht werden. Die dafür notwendigen Gesetze, Maßnahmen und Verordnungen würden bis Ende 2022 stehen.

Erneuerbare Energien zügig ausbauen

Die wichtigsten Sofortmaßnahmen umfassen den zügigen Ausbau erneuerbarer Energien, eine Neuausrichtung der Industrie in Übereinstimmung mit den Klimazielen sowie eine Verbesserung der Energiebilanz in allen Bereichen. Mit mehr erneuerbarem Strom zu wettbewerbsfähigen Preisen sowie der Abschaffung der EEG-Umlage, welche ab 2023 über den Bundeshaushalt finanziert wird, sollen zudem die Strompreise gesenkt und damit Verbraucher entlastet werden.

Erarbeitet wird aktuell auch eine neue Gebäudestrategie, mit der Klimaschutz in Gebäuden und eine flächendeckende kommunale Wärmeplanung vorangebracht werden sollen. Ebenso sind mehr Anstrengungen geplant, die Produktion von grünem Wasserstoff auszuweiten.

Angesichts des geplanten schnellen Ausbaus erneuerbarer Energien und insbesondere von Windkraftanlagen bekräftigte der CDU-Klimaexperte Andreas Jung, auch die Interessen von Bürgern und Naturschützern im Blick zu behalten und diese besser mitzunehmen.

Zustimmung für Habecks Reformpläne kam dagegen vom Verband kommunaler Unternehmen e.V. (VKU): „Wir können den Bundeswirtschaftsminister nur ermutigen, mehr Tempo beim Klimaschutz zu machen“, sagte VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing in einer Pressemitteilung im Januar. Die Stadtwerke ständen bereit, die Energiewende vor Ort zu realisieren.

Ab Januar 2022 können sich Städte, Landkreise und Gemeinden für den Bundeswettbewerb „Klimaaktive Kommune 2022“ bewerben. Die Bewerbungsfrist endet am 31. März 2022. Die Teilnehmer mit den eindrücklichsten „erfolgreich realisierten, wirkungsvollen und innovativen Klimaschutzprojekten“ werden mit einem Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro gewürdigt. Ausgelobt wird der Preis vom Bundesumweltministerium und dem Deutschen Institut für Urbanistik. Auch der Deutsche Städtetag, der Deutsche Landkreistag und der Deutsche Städte- und Gemeindebund sind als Kooperationspartner am Wettbewerb beteiligt.

Der Preis wird in den drei Kategorien „Ressourcen- und Energieeffizienz“, „Klimagerechte Mobilität“ sowie „Klimafreundliche Verwaltung“ verliehen. Letztere löst die bisherige Kategorie „Klimaaktivitäten zum Mitmachen“ ab. Darüber hinaus gibt es den ebenfalls neuen Sonderpreis zum Thema "Klimaschutz und Naturschutz". Insgesamt werden unter allen Bewerbungen zehn gleichrangige Sieger ausgewählt, von denen jeweils drei auf eine der Kategorien entfallen, während einer mit dem Sonderpreis gekürt wird. Die öffentliche Bekanntgabe und Auszeichnung der Gewinnerkommunen erfolgt auf der nächsten Kommunalen Klimakonferenz, die voraussichtlich dann im November stattfinden wird. Die Sieger erhalten nicht nur das Preisgeld, sondern werden auch in der Öffentlichkeitsarbeit mit Kurzfilmen, Factsheets und weiterer Pressearbeit in der Öffentlichkeitsarbeit unterstützt.

Zu den Wettbewerbskategorien 2022

Kategorie 1: Ressourcen- und Energieeffizienz

Gekürt werden „vorbildliche Maßnahmen zur Minderung des Ressourcen- bzw. Energieverbrauchs in Kommunen“. In dieser Kategorie sind beispielsweise Projekte im Bereich Stadtplanung und -entwicklung, Infrastruktur oder intelligente Vernetzung gefragt sowie aus Abfall- und Abwasserwirtschaft, Industrie- und Gewerbegebieten oder auch Projekte zur Sektorenkopplung. Insbesondere digitale Lösungen sind ausdrücklich erwünscht.

Kategorie 2: Klimagerechte Mobilität

Diese Kategorie umfasst integrierte kommunale Projekte, „die sowohl den Umweltverbund – ÖPNV, Fahrrad und Fußverkehr – fördern als auch die Nutzung von motorisierten Fahrzeugen verringern, um zur Verkehrswende beizutragen“. Auch die Förderung von klimafreundlichen Antriebstechniken wird honoriert. Besonderes Augenmerk liegt etwa auf „Maßnahmen zur Förderung von Fahrrad- und Fußverkehr sowie des ÖPNV in der Kommune oder in einzelnen Quartieren, Projekte zur klimafreundlichen Mobilität im ländlichen Raum, zum Mobilitäts- und Parkraummanagement oder Carsharing“.

Kategorie 3: Klimafreundliche Verwaltung

Umfassende Maßnahmenbündel zur Minderung von Treibhausgasen in der Kommunalverwaltung werden in Kategorie 3 gesucht. Hier geht es um „ganzheitliche, systematische Ansätze, die sich durch verschiedene Klimaschutzmaßnahmen vom Gebäudeenergiebereich über das Mobilitätsmanagement und die Beschaffung bis hin zur Motivation bzw. Beteiligung der Mitarbeiter auszeichnen“.

Sonderpreis: Klimaschutz und Naturschutz

Der Sonderpreis honoriert Projekte, in denen kommunaler Klimaschutz und Naturschutz erfolgreich miteinander verknüpft werden. Im Vordergrund stehen „Maßnahmen, die potenzielle Konflikte zwischen Klimaschutz und Naturschutz erfolgreich gelöst haben oder solche, die zum Schutz oder zur Wiederherstellung von lokalen Ökosystemen beitragen“.

Flächenversiegelung ist einer der größten Feinde der Biodiversität. Aus diesem Grund hat sich die Stadt Düsseldorf vorgenommen, bereits versiegelte Böden für das Stadtgrün und somit als Lebensraum für Insekten wiederzugewinnen. Einer davon befindet sich direkt über der Autobahn A44, südlich des Düsseldorfer Flughafens. Hier hat die Stadt im letzten Jahr bereits damit begonnen, auf einem Tunneldeckel eine Blühwiese anzulegen. Auf der etwa 27.000 Quadratmeter großen Fläche wurden dabei rund 10.000 Wiesenstauden wie Seifenkraut, Kuckucks-Lichtnelken, Wiesen-Margeriten oder Witwen- und Schlüsselblumen gepflanzt. Auch zahlreiche Zwiebeln für Frühblüher sind noch im November gesetzt worden.

Allein in den letzten drei Jahren hat die Stadt Düsseldorf ca. 30 vergleichbare Projekte umgesetzt. Alles in allem kann die Landeshauptstadt aktuell 85 Hektar Blühwiesenfläche in Parks und „Straßenbegleitgrün“ ihr Eigen nennen. Egal, ob auf Verkehrsinseln oder Teilen von Friedhöfen – das Gartenamt baut das Stadtgrün beständig weiter aus.

„StadtGrün naturnah“ in Gold für Düsseldorf

Für dieses vorbildliche Engagement erhielt Düsseldorf im September 2021 das Label „StadtGrün naturnah“ in Gold. Dieses wurde von 2016 bis 2021 vom Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ und der Deutschen Umwelthilfe (DUH) sowie den fünf Partnerkommunen Neu-Anspach, Kirchhain, Wernigerode, Frankfurt am Main und Hannover vergeben und im Rahmen des Bundesprogramms „Biologische Vielfalt“ gefördert. Der Kommunen für biologische Vielfalt e. V. führt die Auszeichnung nun weiter, allerdings ist die Teilnahme daran seit Ende der Förderung nicht mehr kostenfrei. Mit einem Label in Bronze, Silber oder Gold können sich bis dato 49 Gemeinden schmücken. Ausschlaggebend für die Farbe ist die Konsequenz, mit der eine Kommune innerhalb des Kriterienkatalogs agiert.

Düsseldorf nimmt seit 2019 an dem Programm mit dem Ziel teil , „ökologische Standards für die Bewirtschaftung öffentlicher Grünflächen zu etablieren und so die biologische Vielfalt in der Stadt zu erhalten“. Hierzu werden von Garten-, Friedhofs- und Forstamt gemeinsam Aktionen und Ideen entwickelt. Zugleich begleitet eine Arbeitsgruppe aus Verwaltung, Vereinen, Initiativen und Organisationen das Verfahren. Das „StadtGrün naturnah“-Label gilt für drei Jahre, kann aber nach Ablauf dieser Frist auf Antrag rezertifiziert werden. Das ist insofern sinnvoll, als bei der Rezertifikation überprüft wird, inwiefern geplante Maßnahmen umgesetzt wurden und ob es im Bestand Verbesserungen oder Verschlechterungen gegeben hat.

Stuttgart, Geestland und Fuchstal – diese drei unterschiedlich großen Städte können sich spätestens seit dem 3. Dezember 2021 als Vorbild für andere betrachten. Im Rahmen des 14. Deutschen Nachhaltigkeitstages wurde an sie der Deutsche Nachhaltigkeitspreis für Städte und Gemeinden 2022 verliehen. Mit dem Preis werden seit 2012 „Vorreiter der kommunalen Nachhaltigkeit“ ausgezeichnet. Die Auszeichnung wird in den drei Kategorien Großstädte, Städte mittlerer Größe sowie Kleinstädte und Gemeinden vergeben. Insgesamt hatten es zehn Städte und Gemeinden ins Finale geschafft. Die Sieger erhielten jeweils ein zweckgebundenes Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro.

Weltklima in Not – Stuttgart handelt

In der Kategorie der Großstädte stach Stuttgart als Pilotkommune bei der Erprobung der SDG-Indikatoren hervor (SDG = Sustainable Development Goals – Ziele für nachhaltige Entwicklung). Als solche geht sie seit 2019 im Rahmen des Aktionsprogramms „Weltklima in Not – Stuttgart handelt“ fortschrittlichen Maßnahmen zum Klimaschutz nach. Die Fortschritte werden mittels eines Treibhausgas-Reduktionspfades nach Maßgabe des 1,5-Grad-Ziels des Pariser Klimaabkommens überwacht. Auch in der Luftqualität konnten entscheidende Verbesserungen erzielt werden.

Bürgermeister wird Nachhaltigkeitsmanager in Geestland

Geestland konnte in der Kategorie der mittelgroßen Städte durch ein ganzheitliches Nachhaltigkeitsverständnis überzeugen. Für die Nachhaltigkeit bzw. Enkeltauglichkeit in der Gemeinde hatte sich Bürgermeister Thorsten Krüger eigens zum Nachhaltigkeitsmanager aus- bzw. fortbilden lassen. Gleichsam wurde eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt, die Entwicklungsziele in zahlreichen Handlungsbereichen formuliert. Eine eingesetzte Klimaschutzmanagerin kümmert sich um die Umsetzung.

Eigenes ISEK in Fuchstal

Unter den vier Kleinstädten und Gemeinden im Finale konnte das oberbayrische Fuchstal die Jury mit einem eigenen integrierten interkommunalen Dorfentwicklungskonzept (ISEK) für sich gewinnen. Durch das Projekt „Energiezukunft Fuchstal“ erhält die Gemeinde eine regenerative Strom- und Wärmeversorgung. Darüber hinaus sind Carsharing oder der Ausbau von E-Ladesäulen geplant, ebenso wie eine Online-Plattform, auf der Bürgerinnen und Bürger sich aktiv mit eigenen Ideen engagieren können.

Die Finalisten der Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2022:

Großstädte 2022

  • Stuttgart (Sieger)
  • Bottrop (Finalist)
  • Göttingen (Finalist)

Städte mittlerer Größe 2022

  • Geestland (Sieger)
  • Kirchheim unter Teck (Finalist)
  • Neukirchen-Vluyn (Finalist)

Kleinstädte und Gemeinden 2022

  • Fuchstal (Sieger)
  • Ascha (Finalist)
  • Oberelsbach (Finalist)
  • Flecken Steyerberg (Finalist)

Wenn wichtige Arbeit Früchte trägt: In Rostock haben sich unter dem Motto #MehrwegFürRostock engagierte Vertreter von Wirtschaft, Stadtverwaltung, Verbraucherschutz und Tourismus zusammengetan, um sich für den Mehrweg-Umstieg in ihrer Stadt einzusetzen. Der Erfolg der Kampagne, die im Mai startete, kann sich sehen lassen. In ihrem Rahmen haben sich bereits 27 Cafés, Restaurants, Eisdielen, Kantinen und Imbisse zu Mehrweglösungen „bekehren“ lassen und sind entweder schon auf solche umgestiegen oder gerade dabei. Seit Kampagnenstart im Mai hat sich die Zahl der Standorte in Rostock und Warnemünde, die ihre Speisen und Getränke in Mehrwegverpackungen verkaufen von 15 auf 60 vervierfacht.

Mehrweg-Map gegen Millionen Einwegbecher

Eine Rostocker Hochrechnung verdeutlicht das Problem, was die meisten Städte Deutschlands in ähnlicher Weise haben: Schätzungen nach fallen in der Hansestadt jedes Jahr allein 6,8 Millionen Einwegbecher an, was etwa 90.000 kg Restmüll entspricht. Um dieses Problem zu vermeiden, können nun Verbraucher in Rostock und Warnemünde dem ganz aktiv entgegegenwirken, indem sie schlicht keine Einwegverpackungen kaufen bzw. gar nicht erst dort einkaufen gehen, wo es keine Mehrwegalternativen gibt. „MehrwegFürRostock“ gibt ihnen hierfür ein hilfreiches Instrument an die Hand: Mittels einer App – der Rostocker Mehrweg-Map – sehen sie genau, welche Verkaufsstellen Mehrwegverpackungen anbieten, und können sich mit diesem Wissen als Käufer aktiv für die Nutzung von Mehrweglösungen einsetzen.

Umsetzung von Bürgerschaftsbeschluss

Anteil am Erfolg der Kampagne hat in deren Rahmen wohl auch ein finanzielles Engagement der Stadt Rostock, die Unternehmen im Jahr 2021 mit bis zu 450 Euro beim Mehrweg-Einstieg unterstützt hat. Die eigentliche Initiative für die Kampagne ging indes übrigens von Rostocker Bürgerinnen und Bürgern aus, die 2019 einen Bürgerschaftsbeschluss zur Einführung von Mehrweglösungen im To-Go-Bereich durchsetzten. #MehrwegFürRostock ist Teil der Umsetzung dieses Beschlusses. Zum Lenkungskreis der Kampagne gehören neben Stadtverwaltung und IHK zu Rostock auch die Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern, die Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern sowie die Rostocker Unternehmensinitiative „plastikfreie Stadt“.

Kleine Teile abgestorbener Pflanzen wurden bislang in erster Linie als schneller "Snack" für Bakterien und Pilze betrachtet. Zu Unrecht, wie nun eine Studie von Forschern der Technischen Universität München (TUM) zeigt. Demnach sollen nämlich verrottende Pflanzen in erheblichem Maße an der Speicherung von Kohlenstoffdioxid im Boden beteiligt sein. Eine besondere Rolle spielen dabei offenbar Pilze, die – mehr noch als Bakterien – diese Pflanzenreste zersetzen. Die Forscher stellten im Labor fest, dass der pflanzliche Kohlenstoff durch die Ausdehnung der Hyphen-Netzwerke von Pilzen tiefer in den Boden verlagert wird. Dabei werden die Pflanzenteile praktisch durch die Pilzfäden mit dem Boden verklebt und anschließend von den Pilzen verspeist, wodurch viel CO² im Boden gespeichert wird.

Bodenbewirtschaftung im Fokus

Bisher konzentrierte sich die Wissenschaft bei der Speicherung von Kohlenstoff vorwiegend auf Oberflächen von Mineralien wie Ton. Die neuen Erkenntnisse der TUM-Forscher stellen nun jedoch unter Beweis, dass auch Pflanzenreste die Fähigkeit zur Kohlenstoffspeicherung besitzen, da direkt an ihrer Oberfläche wichtige Prozesse ablaufen. Dementsprechend fordern die Wissenschaftler einen kalkulierteren Einsatz verrottender Pflanzen. Damit rückt die Bodenbewirtschaftung (etwa auf Ackerflächen) in den Fokus. „Um durch die Bodenbewirtschaftung den organischen Kohlenstoff im Boden effektiv zu erhöhen, ist ein besseres Verständnis der Dynamik und Komplexität der Bildung und Beständigkeit von Kohlenstoff im Boden erforderlich“, erklärt Kristina Witzgall, Wissenschaftlerin am Lehrstuhl für Bodenkunde an der TUM.

Verrottende Pflanzen: Riesiger Beitrag zum Klimaschutz

Das Potenzial für die neu entdeckte Form der CO²-Speicherung ist enorm: Unter besseren Bedingungen wäre die Kohlenstoffspeicherung im Boden in der Lage, jährlich zwischen 0,8 und 1,5 Gigatonnen CO² zu speichern. Ein riesiger Beitrag zum Klimaschutz, bedenkt man, dass die Weltbevölkerung im letzten Jahrzehnt pro Jahr 4,9 Gigatonnen ausgestoßen hat. Daher plant die Forschergruppe für die Zukunft weitere Versuche, bei denen die Pflanzenteile tiefer in die Erde eingebracht werden sollen. Und Landwirte sollten sich schon einmal merken: Über verrottende Pflanzen auf dem Feld freut sich das Klima.

Wenn Neubau, dann nur noch im KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) Effizienzhaus-40-Standard – das fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) mit Sitz in Radolfzell von der künftigen Regierungskoalition in Deutschland. Ohne ausreichenden Klimaschutz, so der gemeinnützige Verein, würde sich auch die Wohnraumoffensive als Bumerang erweisen. Bewohner würden sonst über Jahrzehnte mit massiven Energiekosten belastet. Daher sollen in einem 100-Tage-Sofortprogramm die bisherigen Effizienzstandards von neuen Gebäuden drastisch erhöht werden. Zudem fordert der Verein eine klare Absage an fossile Heizungen.

Effizienzhaus-40- oder KfW-40-Standard besteht, wenn ein Gebäude einen 40-prozentigen Primärenergiebedarf und einen 55-prozentigen Transmissionswärmeverlust eines im Gesetzt definierten Referenzgebäudes aufweist. Die Umsetzung dieser Effizienz wird von der KfW gefördert und erfordert je nach Gebäude verschiedene Maßnahmen wie eine verbesserte Wärmedämmung, ein effizienteres Heizsystem oder auch die Nutzung erneuerbarer Energien, z. B. in Form von Solarthermie (Heizen mit Sonnenenergie). Neben dem Effizienzhaus-40-Standard gab es bislang auch einen geförderten 55er-Standard. Auch die Förderung von letzterem kritisiert die Umwelthilfe.

Geltende Baustandards veraltet

Nach Ansicht der DUH sind die geltenden Baustandards veraltet und nicht vereinbar mit dem Ziel eines klimaneutralen Bauens. Zugleich würden Milliarden Euro an Fördersummen in diese zu niedrigen Standards investiert, die dann bei wirksamen Klimaschutzmaßnahmen fehlten, beispielsweise in der Bestandssanierung. Auf diese Weise erzeuge die Wohnraumoffensive von heute Sanierungsfälle von morgen. Tatsächlich sieht das seit November 2020 geltende Gebäudeenergiegesetz keine Verschärfungen der energetischen Standards vor, obwohl diese bereits seit 2016 wirksam sind. Demnach müssen Neubauten als sogenanntes und begrifflich höchst irreführendes Niedrigstenergiegebäude ausgeführt werden, das einen Primärenergiebedarf von maximal 75 Prozent eines im Gesetz definierten Referenzgebäudes hat.

Neubau: Fünf Forderungen der DUH

Damit entsprechen die aktuellen Anforderungen einem theoretischen „Effizienzhaus-75-Standard“ – den es so nicht gibt und der weit hinter den baulichen Möglichkeiten zurückbleibt. Das sehen auch andere wie etwa die Verbraucherzentrale NRW oder der Verband beratender Ingenieure (VBI) kritisch. Denn durch die zu geringen Standards drohen nicht nur die Gebäude schnell bautechnisch zu veralten. Auch die Klimaschutzziele lassen sich so nicht erreichen. Um dies zu korrigieren, formuliert die DUH fünf Forderungen an die Bundesregierung in spe:

  • Gebäude müssen ab sofort klimazielkompatibel gebaut werden: Effizienzhaus-40-Standard verpflichtend für alle Neubauten
  • Umgehendes Verbot von fossilen Gas- und Ölheizungen im Neubau
  • Vorbildfunktion Öffentlicher Sektor auch auf Landes und Kommunalebene – Solarpflicht auf alle öffentlichen Gebäude
  • Energiebedarfsausweis für alle Neubauten verpflichtend festschreiben und digital zusammenführen
  • Digitalen Gebäudepass zum neuen Standard für kreislauffähiges und ressourcenschonendes Bauen machen

Die erste Forderung wird nun vielleicht schneller umgesetzt, als die DUH damit gerechnet hätte. Wie das Bundesministerium für Wirtschaft (BMWi) inzwischen mitteilte, soll die Förderung für den niedrigen Effizienzhaus-55-Standard im Neubau ab dem 1.02.2022 eingestellt werden, um stattdessen die Sanierung von Bestandsgebäuden stärker zu fördern. Bis zu einer gesetzlichen Anhebung des Mindeststandards können Bauherren dann allerdings immer noch auf relativ niedrigem Niveau bauen.

Illegaler Müll ist nicht nur eine Gefahr für Mensch und Umwelt, er kostet die öffentliche Hand jährlich auch eine Menge Geld. Unter den Kommunen in Sachsen hat das in letzten Jahren vor allem die Stadt Leipzig besonders zu spüren bekommen. Hier hat sich der Abfall außerhalb des Entsorgungssystems laut Stadtverwaltung zwischen 2017 und 2020 von 1.585 auf 2.630 Tonnen erhöht. Die Kosten von zuvor 240.000 Euro stiegen um rund 70 Prozent auf 407.000 Euro. Ein Teil dieser Zahlen geht zwar auch auf freiwillige Sammelaktionen von Bürgerinnen und Bürgern zurück, doch wird das Problem dadurch nur noch sichtbarer. Aus diesem Grund will die Stadt im Doppelhaushalt 2023/24 rund 600.000 Euro in die Prävention und Aufklärung solcher Delikte und Straftaten investieren.

3 Umweltdetektive und 24 Sauberkeitsbotschafter

Drei sogenannte Umweltdetektive wird die Stadtverwaltung ab 2023 einstellen, um Umweltverschmutzern das Handwerk zu legen. Sie sollen Brennpunkte und Hotspots, an dem illegaler Müll abgelagert wird, im Auge behalten und dort Beweise für die Ermittlung der Verursacher sichern. Darüber hinaus werden 24 „Sauberkeitsbotschafter“ in Parks und anderen Grünanlagen insbesondere an den Wochenenden zum Einsatz kommen. Sie sollen die Menschen dort freundlich auf die Entsorgungsmöglichkeiten vor Ort hinweisen. Im Bedarfsfall geben diese als Mini-Jobber beschäftigten Helferinnen und Helfer auch Müll- und Hundekottüten aus. Damit dürfte vor allem das Problem des Litterings eingedämmt werden. Die Umweltdetektive werden hingegen vermehrt gegen die heimliche Entsorgung von Gewerbeabfällen auf wilden Deponien vorgehen.

Illegaler Müll: 30 bis 40 Prozent Aufklärungsquote in Chemnitz

Dass sich der detektivische Aufwand rechnen könnte, zeigt die Stadt Chemnitz. Dort beschäftigt die Untere Abfallbehörde des Chemnitzer Umweltamtes bereits zwei Beamte, die Umweltsündern nachspüren. Momentan liegt die Aufklärungsquote nach eigenen Angaben zwischen 30 und 40 Prozent. Für Ermittlungserfolge sind dabei insbesondere auch Hinweise aus der Bevölkerung von Bedeutung. In Leipzig gibt es seit April 2021 einen digitalen Mängelmelder, um die Behörden schnell über illegal entsorgten Abfall zu informieren. Die Ausschreibungen für das neue Spezialpersonal und die erforderliche technische Infrastruktur sollen hingegen 2022 beginnen.

Der 14. Oktober ist der internationale Tag des Elektroschrotts, an dem Bilanz des weltweiten Abfallaufkommens an Elektroaltgeräten gezogen wird. Die ist mittlerweile – entsprechend den Zukunftsprognosen – immer schlechter. In diesem Jahr wurde noch einmal an den Global Waste Monitor 2020 erinnert: Die Studie der Global E-waste Statistics Partnership (GESP) – einer Partnerschaft verschiedener UN-Organe – beziffert den global angefallenen Elektroschrott aus 2019 auf 53,6 Millionen Tonnen. Ein Anstieg um 21 Prozent innerhalb von nur fünf Jahren. 2021 sollen es bereits sogar 57,4 Millionen Tonnen werden.

57 Milliarden Dollar vernichtet

Die UN-Studie zeichnet auch für die kommenden Jahre ein düsteres Bild. Den Autoren zufolge wird der jährliche Schrottberg bis 2030 auf 74,7 Millionen Tonnen anschwellen. Wesentlich weniger schwerwiegend wäre das Problem, wenn dieser Elektroabfall zu einem hohen Grad recycelt würde, doch ist das noch lange nicht der Fall. Von den 53,6 Millionen Tonnen 2019 wurden lediglich 17,4 Prozent ordnungsgemäß entsorgt und recycelt. Durch die unsachgemäße Entsorgung gelangen nicht nur gefährliche Substanzen wie Quecksilber in die Umwelt. Auch wertvolle Rohstoffe werden mitunter einfach vernichtet. Die GESP beziffert den Verlust dieser Ressourcen 2019 auf 57 Milliarden Dollar.

Unachtsamkeit der Verbraucher

Einer der Hauptgründe für die miese Recyclingbilanz liegen auch in der Unachtsamkeit der Verbraucher. Das ist auch in Deutschland ein großes Problem. Zwar gibt es innerhalb der EU mittlerweile strenge Vorgaben, die bundesweit durch das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) durchgesetzt werden. Allerdings wurde laut Umweltbundesamt das darin vorgeschriebene Ziel einer Sammelquote von 65 Prozent 2019 noch weit verfehlt. Den aktuellen Auswertungen des Amtes in Dessau-Roßlau zufolge erreichten die Kommunen lediglich 44,3 Prozent des Sammelziels und damit 443.000 Tonnen zu wenig. All das trotz umfangreicher Möglichkeiten zur korrekten Entsorgung.

Steigerung der gesammelten Geräte ab 2022?

Immerhin sieht das Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) ab 2022 weitere Maßnahmen zur Steigerung der gesammelten Geräte vor. Dann sind auch Lebensmittelhändler, die Elektrogeräte vertreiben, ab 800 Quadratmetern Ladenfläche verpflichtet, Altgeräte kostenfrei zurückzunehmen. Zudem muss der Elektrohandel besser über Rücknahmepflichten und Rückgabemöglichkeiten informieren und auch Sammel- und Rücknahmestellen werden einheitlich gekennzeichnet.

Klimawandel und Artensterben zählen zu den gravierendsten Bedrohungen für unseren Planeten. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) möchte daher mit der diesjährigen Verleihung des Deutschen Umweltpreises ein Zeichen setzen. Das Signal: Wir haben nur eine Erde. Entsprechend der Bedeutung von Arten- und Klimaschutz geht der hochdotierte Preis 2021 an zwei Persönlichkeiten, die sich in diesen beiden Feldern in beispielloser Weise verdient gemacht haben.

Die Forscherin von Biodiversität Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese wurde für ihre Spitzenforschung zur Bedeutung der Artenvielfalt für Planet und Mensch ausgezeichnet. Der Moorforscher Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joosten bekam den Umweltpreis für seine jahrzehntelange wissenschaftliche Arbeit über Moore als Klimaschützer und die gravierenden Folgen von Moor-Entwässerung für die globale Erwärmung.

Vorhersagen von Umweltveränderungen in Ökosystemen

Katrin Böhning-Gaese ist Professorin am Institut für Ökologie, Evolution und Diversität der Goethe-Universität sowie geschäftsführende Direktorin des Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiKF) der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt am Main. Die renommierte Wissenschaftlerin forscht insbesondere auf dem Gebiet der Makroökologie zu den Folgen des Klimawandels und Landnutzungswandels für die Artenvielfalt sowie Lebensgemeinschaften von Flora und Fauna. In den 1990er-Jahren war sie maßgeblich bei der Etablierung des damals noch jungen Forschungszweigs in Deutschland und Europa verantwortlich.

Ziel ihrer Arbeit ist es, Umweltveränderungen in Ökosystemen und damit verbundene Folgen für den Menschen in den nächsten Jahrzehnten so genau wie möglich vorherzusagen. Durch vergleichende Forschungen in den USA und z. B. Südafrika konnte sie unter anderem nachweisen, dass die Vogelpopulationen in Europa vor allem in Agrarlandschaften zurückgingen. Ihre Forschungsergebnisse bildeten mitunter die Grundlage für die Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft zur Agrarwende in Deutschland.

Moore als Klimaschützer

Hans Joosten hat unter anderem Methoden zur Wiederverwässerung der Moore entwickelt und den Begriff Paludikultur geprägt. Das ist ein mittlerweile weltweit angewendeter Ansatz zur naturverträglichen landwirtschaftlichen Nutzung von Mooren. Dabei wird zwar den Mooren weiterhin Biomasse wie Schilf, Rohrkolben, Sonnentau oder Torfmoos als Rohstoff entnommen, jedoch ohne sie zu entwässern.

Moore speichern auf drei Prozent der Landfläche rund doppelt so viel CO² wie alle Wälder der Welt zusammen auf 30 Prozent der Landfläche. Trocknen sie jedoch aus, werden enorme Mengen an Kohlenstoffdioxid freigesetzt. Dem Moorforscher zufolge ist die Zersetzung der Moore für sechs bis sieben Prozent der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Das ist mehr als der komplette in Deutschland startende Flugverkehr.

Hans Joosten leitete bis zu seinem gerade erst angetretenen Ruhestand seit 1996 die Arbeitsgruppe (AG) Moorkunde und Paläoökologie am Institut für Botanik und Landschaftsökologie der Universität Greifswald. Seit 2008 hatte er zudem eine außerordentliche Professur für Moorkunde und Paläoökologie an der Hochschule inne. Der Biologe hat sich mit seiner Forschung und seinem Einsatz für Moore wie kaum ein anderer als Klimaschützer verdient gemacht.

Deutscher Umweltpreis ist höchstdotierte Auszeichnung

Mit einem Preisgeld in Höhe von insgesamt 500.000 Euro zählt der Deutsche Umweltpreis zu den höchstdotierten Umweltpreisen Europas. Die diesjährige Auszeichnung soll am 10. Oktober durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Darmstadt überreicht werden.

Die verheerenden Hochwasser im Südwesten Deutschlands haben im Juli 2021 ein großes Chaos hinterlassen: Viele Tausend Tonnen an Möbeln, Elektrogeräten und anderen Alltagsgegenständen wurden innerhalb einer einzigen Nacht zu Müll. In der Stadt Essen war vor allem der Süden der Stadt von Überflutungen betroffen. Hier kamen laut einer Zählung der städtischen Entsorgungsbetriebe (EBE) über 883 Tonnen Abfälle zusammen. Gesammelt wurden diese Abfallmassen innerhalb kürzester Zeit im Rahmen von Sondereinsätzen und Aktionen des kommunalen Entsorgers.

Fast 900 Tonnen Abfall nach Hochwasser 2021

Viele EBE-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trugen bei Sondersammlungen in ihrer Freizeit maßgeblich dazu bei, dass Abfall und Schmutz möglichst schnell aus den betroffenen Stadtgebieten beseitigt wurden. Die Aktionen wurden dabei von den EBE koordiniert und mithilfe der betriebseigenen Fahrzeuge umgesetzt. Mittlerweile hat das städtische Unternehmen Bilanz gezogen. Demnach wurden bei den Arbeiten 382 Tonnen brennbarer Sperrmüll, mehr als 15 Tonnen Elektroschrott, 453 Tonnen durch den kommunalen und privaten Containerdienst, über sechs Tonnen Wandfarbe beim Schadstoffmobil plus Lacke, Batterien, Leuchtstoffröhren und Elektrogeräte sowie 27 Tonnen Straßenkehricht eingesammelt. Unterm Strich also fast 900 Tonnen Abfall.

EBE-Recyclinghof selbst vom Hochwasser betroffen

Vom Hochwasser waren übrigens auch die EBE selbst betroffen: Der direkt an der Ruhr gelegene EBE-Recyclinghof Werden wurde teilweise überschwemmt, woraufhin das Gelände vorübergehend geschlossen werden musste. Während der Aufräumarbeiten richtete der Entsorger daher provisorisch Ersatz-Container an den übrigen Wertstoffhöfen für das hochwasserbedingte hohe Sperrmüllaufkommen ein. Der Containerdienst des kommunalen Unternehmens bot zudem kurzzeitig Container zu Sonderkonditionen für die Betroffenen zur ortsnahen Entsorgung brennbaren Sperrmülls an. Allerdings wurde der Service Sperrmüll-Express in dieser Aufräumphase ausgesetzt.