Lübeck liegt im südöstlichen Teil von Schleswig-Holstein an der Lübecker Bucht, eine der vielen Ostsee-Meeresbuchten. Als Hansestadt blickt sie auf eine reiche Geschichte zurück. Gegründet 1143, war Lübeck im Mittelalter das Zentrum der Hanse, einem mächtigen Zusammenschluss von Kaufleuten aus verschiedenen deutschen Städten, und damit einer der bedeutendsten Handelsplätze im Norden Europas. Noch heute beeindruckt die auf einer Insel gelegene Altstadt mit charakteristischen Backsteingebäuden der norddeutschen Gotik und lässt die historische Bedeutung der einstigen „Königin der Hanse“ erspüren. Mit ihren mehr als tausend kulturell bedeutsamen Denkmälern, darunter das Holstentor und die sieben Türme der Stadtkirchen, zählt Lübeck seit 1987 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Auch waren hier berühmte Schriftsteller wie Thomas Mann und Günter Grass beheimatet, deren Schaffen eng mit der Stadt verwoben ist. Das als Museum zugängliche Buddenbrookhaus erinnert an die Familie Mann und gibt einen Einblick ins kulturelle Leben der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert. Heute laden kleine Cafés und Traditionsläden in den schmalen Gassen der Altstadt zum Einkaufen und Verweilen ein, z. B. zum Genuss des allseits bekannten Lübecker Marzipans. Aufgrund seiner besonderen Lage nahe der Ostsee bietet die Stadt Einheimischen sowie Besucherinnen und Besuchern überdies vielfältige Ausflugsziele und Erholungsmöglichkeiten in der Natur.
Natur- und Klimaschutz in Lübeck
Um die Natur zu schützen und auch für zukünftige Generationen zu erhalten, hat Lübeck zahlreiche Landschafts- und Naturschutzgebiete ausgewiesen, darunter das Brodtener Ufer, einem Steilufer von vier Kilometern Länge entlang der Lübecker Bucht. Dazu kommen Fackenburger Landgraben (ein Steilufer) und der Tremser Teich, einem natürlichen Bollwerk inmitten des Lübecker Stadtgebiets mit wiesenähnlichen Flächen, bewaldeten Hängen und bachbegleitendem Gehölz als natürliches Bollwerk. Im Forum der Vielfalt im Hotspot 28 arbeitet die Stadt in einer länderübergreifenden Partnerschaft mit dreißig Regionen in Deutschland daran, die biologische Vielfalt der naturnahen Küstenökosysteme an Lübecker Bucht und Wismar-Bucht sowie am Grünen Band zu verbessern, weiterzuentwickeln und wiederherzustellen.
Seit 1992 ist Lübeck überdies Mitglied im „Klima-Bündnis europäischer Städte mit den Indigenen Völkern der Regenwälder“. Aus diesem Bündnis ergibt sich die Verpflichtung, den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase in der Stadt drastisch zu verringern. Ein wesentlicher Anstoß für mehr Klimaschutz und Klimaanpassung kam dabei aus der Lübecker Bürgerschaft, welche 2019 den Klimanotstand ausgerufen hatte. Im daraus resultierenden „Masterplan Klimaschutz“, den die Stadt 2020 beschloss, wurden die langjährigen Klimaschutzaktivitäten der Hansestadt weiterentwickelt und mit konkreten Zielen und Maßnahmen versehen. Angestrebt wird darin eine Reduzierung der CO2-Emissionen bis 2030 um 50 Prozent und Klimaneutralität bis 2040. Zur effektiveren Umsetzung des Masterplans wurde die Klimaleitstelle in der Verwaltung finanziell und personell verstärkt.
Masterplan Klimaschutz: CO2-Emissionen senken
14 Maßnahmen sollen dazu beitragen, in Lübeck Energie einzusparen, Effizienz zu steigern sowie den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben. Dies soll beispielsweise durch die energieeffiziente Sanierung und den Neubau von Quartieren, kommunalen und privaten Gebäuden geschehen, mehr Photovoltaikanlagen auf kommunalen Dächern und Liegenschaften sowie die Erweiterung der erneuerbaren Stromerzeugung. Was letzteres anbelangt, ist die Stadt aktuell nahezu vollständig aufs Umland angewiesen – nur etwa ein Viertel des Strombedarfs wird in der Stadt selbst erzeugt. Außerdem setzt Lübeck darauf, durch Klimastandards und Energiekonzepte Treibhausgase zu senken, denn circa 72 Prozent der bilanzierten Emissionen in der Stadt kommen aus dem Bereich Energie und Bau.
Ein weiteres CO2-intensives Handlungsfeld der Stadt ist der Bereich Mobilität. Hier werden mit über 100.000 in Lübeck angemeldeten Autos und täglich etwa 130.000 Pendlerbewegungen circa ein Viertel der Emissionen verursacht – und das, obwohl bereits mehr als 50 Prozent aller Fahrten nicht mit dem PKW erfolgen, sondern zu Fuß (25 %), per Fahrrad (21 %) oder dem ÖPNV (11 %). Mit einer Qualitätssteigerung des ÖPNV, einer besseren Taktung, hohem Sicherheitsgefühl und Sauberkeit will die Stadt Lübeck insbesondere den öffentlichen Nahverkehr attraktiver machen, um mehr Menschen zum Ausstieg aus dem Individualverkehr zu bewegen. Zentrales Element ist dabei die strategische Verkehrsplanung bis 2040. Diese sieht einen starken Ausbau von Carsharing- und Mitfahrangeboten sowie von Ladeinfrastruktur für Elektromobilität vor. Auch breite und sichere Rad- und Fußgängerwege sollen diese Formen der Fortbewegung weiter unterstützen.
Daseinsvorsorge in Lübeck
Um beschriebene Handlungsfelder anzugehen, arbeitet die Stadt eng mit der Stadtwerke Lübeck Gruppe zusammen. Diese ist als kommunales Dienstleistungsunternehmen mit vielfältigen Daseinsvorsorgeaufgaben rund um Mobilität, Energie, Digitalisierung und Infrastruktur betraut und erreicht etwa 370.000 Menschen aus 110 Gemeinden in der Region. Die Entsorgungsbetriebe Lübeck (EBL) wiederum leisten neben ihren Kernaufgaben auch einen wichtigen Beitrag, um Ressourcenschutz sowie nachhaltigen Konsum und Beschaffung in der öffentlichen Verwaltung zu unterstützen und eine regionale Kreislaufwirtschaft zu etablieren. Dabei folgt der städtische Eigenbetrieb der Abfallhierarchie, wonach Vermeidung, Wiederverwendung und Recycling von Abfällen Vorrang vor deren Verwertung und Beseitigung haben. Nach dem Vorbild der nahegelegenen Ostseestadt Kiel will sich Lübeck dem europäischen Netzwerk Zero.Waste.City anschließen und im Zuge dessen das Abfallaufkommen bis 2040 deutlich verringern.
Nach Angaben der EBL verbrauchen die Lübeckerinnen und Lübecker aktuell etwa 469 Kilogramm Abfall pro Kopf und Jahr. Um das selbst gesteckte Zero Waste-Ziel zu erreichen, setzt die EBL u. a. auf Informationsangebote zur Abfalltrennung und -reduzierung. Außerdem plant sie eine Umstellung des Abfallsystems. In der Mechanisch-Biologischen Abfallbehandlungsanlage (MBA) in
Lübeck werden Rest- und Bioabfälle der Stadt jeweils getrennt voneinander aufgeteilt und der sachgerechten Verwertung zugeführt. Nach der mechanischen Vorbehandlung wird ein Teil der Abfälle biologisch weiterverarbeitet, wobei pro Jahr etwa 4 Millionen m3 Biogas entstehen. Die hieraus im Blockheizkraftwerk erzeugte Energie wird wiederum verwendet, um den Wärme- und Strombedarf der MBA zu decken.
Um im Bereich Mobilität einen nachhaltigen Weg zu beschreiten und bis 2040 klimaneutral zu sein, stellt die EBL sukzessive auf alternative Antriebe um. Dabei ist sie technologieoffen und richtet die Auswahl der Antriebsarten an den betrieblichen Bedarfen aus. Dafür hat das Unternehmen bei der Stadt Lübeck erwirkt, bezüglich der Beschaffung von Fahrzeugen nicht nur deren Anschaffungspreis, sondern auch deren Klimafolgekosten mit einkalkulieren zu dürfen. Aktuell wird der Großteil der Fahrzeuge im Pool der EBL elektrisch betrieben, seit 2022 verfügt das Unternehmen auch über ein Wasserstoffmüllfahrzeug und beschreitet auch im Winterdienst neue Wege. Welchen Kompromiss der Dienstleister hier in puncto Sicherheit und Umweltverträglichkeit im Fall von Schnee und Eis gefunden hat, erfahren Sie hier im Interview.