Rohstoffe aus Siedlungsabfällen
Lieber Herr Recht, der A.R.T. setzt bei der Abfallbehandlung schon seit vielen Jahren auf die mechanisch-biologische Trocknung von Restabfällen und hat das Konzept der Abfallbehandlung durch den Einsatz innovativer Technik bei der Sortierung nun weiterentwickelt. Vor einigen Monaten wurde die Anlage in Mertesdorf zu einem hochmodernen Zentrum für die Erfassung und Verwertung von Wertstoffen umgebaut. Was ist heute mit der neuen Anlage möglich?
Die neu installierte Sortiertechnik ermöglicht die Abtrennung von Mineralik – Glas, Sand, Steine –, trockener Biomasse, Eisen-und Nichteisenmetallen sowie die weitere Aufbereitung und Zerkleinerung der verbleibenden Brennstoffe als Ersatzbrennstoff. Durch die Abtrennung der nicht brennbaren Störstoffe verbessert sich die Qualität der Ersatzbrennstoffe.
Die aussortierte Inert-Fraktion (Glas, Stein, Sand) kann auf der Deponie im A.R.T. Entsorgungs- und Verwertungszentrum Mertesdorf abgelagert oder als sogenannter Deponieersatzbaustoff, z. B. im Wegebau, eingesetzt werden. Die neue Sortieranlage schafft darüber hinaus die Voraussetzung, einen größeren Absatzmarkt zur Absteuerung der Ersatzbrennstoffe zu erschließen. Die neu installierte Anlagentechnik ist nicht nur in der Lage, Wertstoffe effizient auszusortieren, sie kann auch den für die thermische Abfallverwertung verbleibenden Brennstoff auf die speziellen Anforderungen der Kraftwerke hin individuell aufbereiten.
Ein weiterer Vorteil ist eine effizientere Verwertung von Metallen. So können auch kleinste Metallteile aussortiert, in Eisen- und Nichteisenmetalle getrennt, und dem Recycling zugeführt werden. Neben den aufgezeigten positiven Umweltaspekten ist ein weiteres Ziel, trotz steigender Entsorgungskosten die Müllgebühren für die Bürgerinnen und Bürger stabil zu halten.
Welche Technologien und Verfahren stecken hinter der Anlage?
In der mechanisch-biologischen Trocknungsanlage werden die Abfälle aus Haushalten und häuslichen Gewerbebetrieben nicht mit Fremdwärme, sondern durch die Arbeit von Mikroorganismen, die im Abfall enthalten sind, getrocknet. Um den Abfall zu trocknen bedient man sich der einfachen physikalischen Gesetzmäßigkeit: Warme Luft kann mehr Wasser aufnehmen als kalte. Die durch den Rotteprozess entstehende Wärme wird mittels Wärmetauscher und Kühlsystemen zurückgewonnen und effizient im Heizsystem für die Betriebs- und Sozialgebäude verwendet.
Die biologische Trocknung erfolgt in der Rottehalle in zwölf nebeneinander angegliederten Boxen. Jede Rottebox ist 30 Meter lang und 5 Meter breit und tief. Die Boxen haben die folgenden Aufgaben:
- Reduzierung des Wassergehaltes im Restabfall (Trocknung)
- Abbau biologischer Bestandteile zur Nutzung der daraus entstehenden Energie
- Herstellung eines gut zu verarbeitenden Materials im Output der Anlage
Durch den Trocknungsprozess können dem Abfall rund 34 Gewichtsprozent (Wasser) entzogen werden. Das senkt nicht nur die Entsorgungskosten für die Ersatzbrennstoffe im Rahmen der anschließenden thermischen Verwertung, sondern es können hierdurch auch erhebliche Abfalltransporte eingespart werden. Seit dem Jahr 2020 werden die in der mechanisch-biologischen Trocknungsanlage behandelten Restabfälle durch eine nachgeschaltete Sortieranlage weiter aufbereitet und sortiert.
Welche Potentiale ergeben sich aus dieser speziellen Art der Abfallvorbehandlung im Vergleich zur herkömmlichen Müllverbrennung?
Durch die biologische Trocknung wird das Gewicht des Abfalls um durchschnittlich 34 Prozent verringert. Der verbleibende Abfall, der statt der anfänglichen 48 Prozent jetzt nur noch eine Restfeuchte von weniger als 18 Prozent aufweist, wird als Ersatz für fossile Brennstoffe in Kraftwerken eingesetzt. Die Energieerzeugung aus Abfällen hat entsprechend der Europäischen Abfallrahmenrichtlinie seit Juli 2008 den Status der Verwertung.
Der so aufbereitete Restabfall eignet sich zudem bestens für die weitere Sortierung und ermöglicht es, nahezu jeden erdenkbaren Stoffstrom auszuschleusen. So ist die Anlage gegenwärtig als Ausbaustufe zu verstehen. Durch die Ergänzung weiterer technischer Bauteile lassen sich zum Beispiel Kunststoffe sortenrein separieren, sobald es hierfür eine Nachfrage auf dem Markt gibt.
Was macht die Kommune Trier mit den gewonnenen Rohstoffen?
Die gewonnenen Rohstoffe, wie z.B. die Eisen- und Nichteisenmetalle, werden an Fachbetriebe zum stofflichen Recycling weitergegeben und können dem Stoffkreislauf somit wieder zugeführt werden.
Die Weiterentwicklung und der Umbau einer solchen Anlage ist mit hohen Kosten verbunden. Woher kamen Unterstützung für Forschung und Entwicklung sowie die finanziellen Mittel für den Umbau?
Der Grundstein für die Investition in die Nachsortierung für trockene Restabfälle wurde bereits im Jahr 2013 gelegt. Hier wurde im Rahmen eines geförderten EU-Projektes und in enger Zusammenarbeit mit der RWTH Aachen unter anderem die Sortierfähigkeit von trockenen Restabfällen untersucht. Anhand der hier gewonnenen Erkenntnisse hat der Zweckverband A.R.T. die Entscheidung über die Investition in die Nachsortiertechnik getroffen.
Wie erklären Sie den BürgerInnen eine solche Investition?
Durch die Investition in die Nachsortierungsanlage können zum einen die Qualitäten der Ersatzbrennstoffe und aussortierten Metallfraktionen deutlich verbessert werden. So steigt durch die Separierung der Mineralik (Glas, Sand, Steine) der Heizwert der aussortierten Ersatzbrennstoffe, welcher ein wesentliches Qualitätskriterium für die Abnehmer darstellt. Zum anderen kann die aussortierte Mineralik direkt auf der Deponie des Entsorgungs- und Verwertungszentrums Mertesdorf abgelagert, bzw. als Deponieersatzbaustoff im Wegebau eingesetzt werden. Dies verringert die Menge des Verbrennungsabfalls und trägt somit zu einer positiven CO2-Bilanz bei.
Weiterhin konnten durch die Verbesserung der Sortiertechnik auch die Qualität und Quantität der aussortierten Eisen- und Nichteisenmetalle deutlich, durch die Installation weiterer Magnetabscheider die gewonnene Eisenfraktion um 30 % gesteigert werden.
All diese Effekte gehen schlussendlich auch mit einer Reduktion der Gesamtkosten einher. Insgesamt kann der A.R.T. somit die laufenden Kosten durch eine Reduktion der Abfälle zur thermischen Verwertung und die Verbesserung der Qualitäten der verbleibenden Stoffströme deutlich senken.
Vielen Dank für das Gespräch!