Diskussionsteilnehmende beim Panel-Talk der KOWID-Tagung in Berlin über Chancen und Technologien der Energiewende. Britta Konrad
Energie 11. November 2025

Technologische Chancen in der Energiewende

Die Energiewende ist in Deutschland beschlossene Sache und auch an den Klimaschutzzielen hält die Bundesregierung fest. Forschung und Wirtschaft suchen derweil nach Lösungen: Welche Technologien werden sich künftig am Energiemarkt durchsetzen? Wie stemmen Kommunen die notwendigen, aber massiven Investitionskosten in die Infrastruktur? Eingeladen zum Dialog zwischen Politik, Wirtschaft und Finanzierer hatten KPMG und KOWID e. V. am 5. November nach Berlin und unsere Redaktion war dabei.

Es ging an diesem Nachmittag viel um einen Evergreen der Energiewende: Das „Energiepolitische Zieldreieck“ muss wieder stärker in den Fokus aller Bemühungen gerückt werden, um gleichzeitig sowohl Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit als auch Umweltverträglichkeit zu gewährleisten. Rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren in den EINZ-Tower nach Berlin gekommen, um mit Vertretern aus Politik (Bund, Länder, Kommunen) und deren Verwaltung, Energieerzeugern, Netzbetreibern, Finanzinstitutionen und Technologiedienstleistern genau das zu diskutieren.

Im Rahmen der Energiewende und im Sinne des Klimaschutzes waren sich Referentinnen und Referenten aller Disziplinen einig: Die Branche muss eine zuverlässige, preisgünstige und sichere Bereitstellung von Energie (Strom, Gas) für Bürgerinnen, Bürger und Wirtschaft gewährleisten. Denn nur dieses Vorgehen führe zu einer stärkeren Akzeptanz von Bevölkerung und Unternehmen innerhalb des Strukturwandels hin zur .

Energiemix statt einseitiger Technologien

Die deutsche Bundesregierung bekannte sich jüngst öffentlich bei der Weltklimakonferenz in Belèm ganz klar zu den nationalen und internationalen Klimazielen. In seiner Rede in Brasilien sprach Friedrich Merz von der Wirtschaft als treibende Kraft für den : „Wir setzen auf Innovation und auf Technologie, um dem erfolgreich Einhalt zu gebieten. Unsere Wirtschaft ist nicht das Problem. Unsere Wirtschaft ist der Schlüssel, um unser Klima noch besser zu schützen. Klimaschutz braucht heute dreierlei: erstens politisches Tempo, zweitens gesellschaftliche Akzeptanz und drittens unternehmerische Innovationen.“

Fakt ist: Bis Deutschland und ganz Europa die komplette Transformation hin zu erneuerbaren Energien gelingt, müssen Strom und Wärme für Kommunen und Wirtschaft trotz allem bezahlbar bleiben. Deshalb begrüße die Branche auch den Monitoringbericht zum Start der 21. Legislaturperiode vom Ministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) „Energiewende. Effizient. Machen.“ Lars Rohwer MdB (CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Energieausschuss) unterstütze in seinem Vortrag die Zielvorgaben der Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche. Denn im dritten Jahr der Rezession müsse man als politische Instanz dafür sorgen, dass Wirtschaft in diesem Land wieder gut funktioniere und man trotzdem Klimaziele im Sinne des energiepolitischen Zieldreiecks weiterverfolge. Er sehe die Energiewende vor allem als Gesellschaftsaufgabe und gibt mehreren technologischen Standbeinen in der Energiepolitik eine Chance. Bund, Länder und Kommunen können durch Gesetze bessere Rahmenbedingungen schaffen, damit sich verschiedene Innovationen dem Markt stellen könnten. Rohwer kam nicht mit leeren Händen zur KOWID-Tagung, sondern mit einem Gruß aus dem Bundestag: Nicht nur die Gasspeicherumlage würde abgeschafft, sondern perspektivisch werden wohl auch die Übertragungsnetzentgelte gesenkt.

Perspektiven für den Energiemarkt

Kommt die Energie von Morgen nun aus Molekülen oder Elektronen? Oder aus beidem? Technologieoffenheit sei der neue Realismus, den Deutschland jetzt brauche, so die Stimme aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Zwar lag die öffentliche Nettostromerzeugung in Deutschland 2024 bereits bei einem Rekordanteil erneuerbarer Energien von 62,7 Prozent, doch das Etablieren mehrerer Energiesysteme bringe in Anbetracht von Hellbrisen und Dunkelflauten mehr und Sicherheit in die der Kommunen, so die Meinung der Expertinnen und Experten an diesem Nachmittag.

Geht es aber um konkrete Lösungen, scheiden sich die Geister. Gerade hinsichtlich der geplanten Umstellung der Energiewirtschaft auf erneuerbare Energien zwischen 2040 und 2050 und eine Dekarbonisierung oder Defossilisierung bis 2038 müssen vor allem auch Standortfragen und Wirtschaftlichkeit für Kommunen mitgedacht werden. Die einen Referentinnen und Referenten plädierten für den Erhalt von Gaskraftwerken, die anderen setzen auf Tiefen-Geothermie, Kernfusion oder als sich durchsetzende Zukunftstechnologien – neben dem weiteren Ausbau von Solar- und Windkraft. Was auch immer sich im Energiemix durchsetzen wird, ein Blick auf den Weltmarkt zeigt die Schnelligkeit von Innovationen im Ausland und daraus resultierende internationale Handlungsfelder. Matthias Woitok von der Europäischen Investitionsbank verwies auf die große Konkurrenz aus Fernost, daher müsse die internationale Wettbewerbsfähigkeit auf europäischer Ebene vorangebracht werden. Dr. Maren Jasper-Winter, Head of Public Affairs bei der Energiewirtschaft LEAG dazu: „Wir alle brauchen langfristige Perspektiven und Planungssicherheit für Investitionen, beispielsweise in neue Gaskraftwerke. Die Hersteller warten nicht auf Europa, sondern sind international tätig.“

Viele Herausforderungen werden die Branche in den nächsten Jahren dabei stetig begleiten: Die Optimierung von Energieflüssen, die Integration erneuerbarer Energien in bestehende Systeme, die Reduzierung von Energieverlusten, Transformationsfragen, aber auch der Einsatz von KI sowie stärkerer oder – auf kommunaler Ebene – die Sektorenkopplung nunmehr vernetzter, vormals isolierter Daseinsvorsorgebereiche (Energie, Verkehr, Quartier, Wohnen). Und vor allem die Finanzierung dieser Transformation.

Tagungen wie diese, so Dr. Oliver Rottmann, Geschäftsführender Vorstand (KOWID e. V.), schaffen einen Diskursraum und zeigen Chancen und Mehrwerte auf – im Sinne der Kommunen, der Wirtschaft und einer nachhaltigen Transformation.

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