Jedes Jahr am 23. Juni rückt die Kommunalwirtschaft mitsamt ihren gesellschaftlichen Aufgaben noch mehr in den Fokus der öffentlichen Debatte. Denn anlässlich des Tags der Daseinsvorsorge finden deutschlandweit zahlreiche Veranstaltungen, Fachgespräche und Kongresse statt, die sich mit den vielfältigen Herausforderungen und Chancen in diesem Bereich beschäftigen. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) beispielsweise nutzt diesen Anlass, um im Rahmen eines Digitaltages die Bürgerinnen und Bürger aktiv in den Transformationsprozess einzubinden. In zahlreichen Kommunen selbst stehen zentrale Themen wie Energie-, Wasser- und Internetversorgung sowie die Abfall- und Abwasserentsorgung im Mittelpunkt. Besonders die kommunale Wärmeplanung gilt vielerorts als akute Herausforderung, um Städte und Gemeinden zukunftsfähig zu gestalten.
Die am Markt verfügbaren Lösungen sind vielfältig, das Angebot groß und die Fördermöglichkeiten zahlreich – doch die Orientierung fällt nicht immer leicht. Messen und Kongresse für kommunale Entscheiderinnen und Entscheider bieten daher eine wertvolle Plattform, um sich über innovative Dienstleistungen, technische Entwicklungen und Förderprogramme zu informieren. Sie tragen dazu bei, sich von kreativen und nachhaltigen Ansätzen für die moderne Daseinsvorsorge inspirieren zu lassen und die kommunale Infrastruktur zukunftssicher zu gestalten.
Forum KOMMUNAL.2025: Tagung setzt auf kreative Finanzpolitik
Ein Beispiel hierfür ist die Tagung Forum KOMMUNAL., die mittlerweile zu einer der etablierten Veranstaltungen im Bereich der Daseinsvorsorge zählt. Beim diesjährigen Event in Halberstadt kamen vom 3. bis 5. Juni insgesamt 185 kommunale Entscheiderinnen und Entscheider sowie Ausstellerinnen und Aussteller aus ganz Deutschland zusammen.
Den Auftakt machte der Oberbürgermeister der gastgebenden Stadt, Daniel Szarata (CDU). Er berichtete nicht nur über die Schritte zur Ansiedlung von Daimler Truck in der Kommune, sondern ermutigte seine Kolleginnen und Kollegen auch dazu, kreative Finanzpolitik in den Gemeinden zu betreiben. Halberstadt selbst verfügt über einen Haushalt von über 80 Millionen Euro. Nach seinem Amtsantritt gliederte Szarata das Dezernat Wirtschaft und das Stadtmarketing direkt ans Rathaus an, „um die schönen Geschichten der Stadt“ besser erzählen zu können, wie er im Grußwort beschrieb. Seiner Meinung nach sei es von großem Vorteil, nicht mit starken Nachbarkommunen in Konkurrenz zu treten, die bereits im Bereich Tourismus oder Industrie erfolgreich seien, sondern sich in seiner Stadt einen eignen Schwerpunkt zu setzen. Mit 1.200 Jahren Stadtgeschichte als ehemaliger Bischofssitz könne Halberstadt immer wieder neue Geschichten erzählen, so Szarata weiter. Selbstverständlich durfte auch der Hinweis auf die bekannten Halberstädter Würstchen nicht fehlen.
Thomas Rimpler, stellvertretender Bürgermeister der Stadt, hatte dann auch gleich praktische Tipps für alle Zuhörenden zur Wirtschaftsförderung in Kommunen parat: Offenheit bei der Stadtplanung zeigen und damit Rahmenbedingungen für Unternehmensansiedlungen schaffen. Bebauungspläne können auch mit möglichen Ansiedlungspartnern entstehen, für schnellere Genehmigungsverfahren helfen dabei vor allem Netzwerke zur Landesregierung – so käme man zur Poleposition. Beweis dafür sei die Ansiedlung von Daimler Truck in Halberstadt. Dieses Beispiel – mit 600 neu geschaffenen Arbeitsplätzen und entsprechenden Gewerbesteuereinnahmen in der Region – zeige eindrücklich, wie gut Unternehmen und Kommunen zusammenarbeiten und sich entwickeln könnten, so Rimpler.
Ein Tipp etwas anderer Art kam derweil von Dr. Alexander Beck, Ortswehrleiter der Heimatfeuerwehr von Blankenburg. In seinem Vortrag zum Thema Ehrenamt gab er den Forumsteilnehmenden mit auf den Weg: „Wer Mut beweist, kann oft erfolgreich sein und neue Wege einschlagen.“ Abschließend resümierte er mit Verweis auf seine eigene Arbeitshaltung, dass er auch für unkonventionellere Lösungsansätze offen sei, sofern sie nicht mit dem Gesetz in Konflikt gerieten.
Wärmeversorgung als Pflichtaufgabe für Kommunen
Wie wichtig es ist, bei der kommunalen Wärmeplanung jetzt schnell voranzukommen, wurde in mehreren Vorträgen im Forum KOMMUNAL. deutlich: Als verpflichtende Gemeindeaufgabe sei es wichtig, das gesamte Gebiet einer Kommune auf das Wärmeversorgungspotenzial zu prüfen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln, waren sich die Rednerinnen und Redner einig. Kurze Wege beim Energietransport seien dabei ein wichtiger Faktor für Effizienz. Die Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger seien zudem hoch, da Entscheidungen auch die private Versorgung betreffen, wussten sie zu berichten. Viele Kommunen starteten gerade erst mit der kommunalen Wärmeplanung, einige seien bereits auf dem Weg, doch die Preise für die Planung seien stark gestiegen. Deshalb böte es sich an, verschiedene Technologien wie Geothermie, Umweltwärme, Abwasser, Solarthermie, den Einsatz von Biomasse sowie Wärmepumpen, Pufferspeicher und anliegende Wärmenetze zu berücksichtigen. Ein Beispiel aus der Praxis kam aus der sächsischen Kleinstadt Waldheim: Hier wird die Wärmeversorgung durch eine Projektgesellschaft realisiert, an der die Gemeinde mit 49 % beteiligt ist. Dies zeigt, dass Wärmenetze nicht zwingend ausgeschrieben werden müssen, wenn sie von Dienstleistern gebaut werden, die das Netz als ihr eigenes betreiben.
Vorhandene Potenziale aktiv nutzen
Im Workshop „Marketing für Städte und Gemeinden: Wie branden wir unsere Kommune?“ stellte Christian Burgart, Prokurist der Wirtschaftsregion Halberstadt GmbH, Strategien vor, wie Kommunen ihre Identität effektiv nach außen präsentieren können – auch bei begrenztem Budget. Dabei wurde deutlich, dass das Image einer Stadt oft durch bekannte Marken und wirtschaftliche Akzente geprägt wird, wie etwa die Gemeinde Wacken bekannt ist durch das alljährlich stattfindende Wacken Open Air Festival oder Halberstadt durch die bereits erwähnten Halberstädter Würstchen. Ein kommunales Beispiel ist auch die Kieler Woche, die erfolgreich als touristische Marke der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt positioniert wurde. Generell liegt der Fokus auf Stringenz und Akzeptanz in der Bevölkerung. Vorzeigeprojekte sollten gut kommuniziert werden, um diese Akzeptanz zu schaffen, so der Tipp von Burgart.
Auch bekannte Sportvereine wie der VfL Wolfsburg trügen zum positiven Image bei – ebenso Attraktionen wie die Autostadt Wolfsburg, ein bekanntes Outletcenter oder Eishockey-Events. Aber: Was tun, wenn das Budget knapp ist? Die Antwort sieht Burgart darin: „Werden Sie zu einer Ermöglichungskommune.“ Das bedeutet, Flächen, Kontakte, Netzwerke, schnelle Genehmigungsverfahren und Fördermittel zu nutzen, um Projekte sichtbar zu machen. Kommunen sollten die vorhandenen Potenziale aktiv nutzen, Flächen für Projekte bereitstellen und Netzwerke stärken. Zur Finanzierung wurde das jährliche Budget für Stadtmarketing vorgestellt, das je nach Einwohnerzahl variiert: bis 20.000 Einwohner bis 500.000 Euro, bis 100.000 Einwohner bis 2 Millionen Euro, bis 500.000 Einwohner bis 5 Millionen Euro und ab 500.000 Einwohner mehr als 5 Millionen Euro. Mit diesen Mitteln können Kommunen ihre Marke gezielt entwickeln und ihre Attraktivität steigern.
Das Forum KOMMUNAL.2025 hat gezeigt, wie vielfältig und kreativ Kommunen heute an den Herausforderungen von morgen arbeiten. Wenn Prozesse vereinfacht und Stärken bewusst kommuniziert werden, können Städte und Gemeinden auch mit begrenzen Mitteln etwas bewegen.