Göttingen liegt im Süden Niedersachsens, nahe der Landesgrenze zu Hessen am Fluss Leine und ist das Zuhause von rund 127.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Die Stadt blickt auf eine lange Geschichte zurück: Die Verleihung des Stadtrechts im Jahr 1230 war dabei nur einer von vielen wichtigen Meilensteinen – die Stadt stieg nach Reformation und Dreißigjährigem Krieg zur Universitätsstadt auf und machte sich einen Namen in vielen wissenschaftlichen Disziplinen. Die Großstadt begegnet den Themen Nachhaltigkeit sowie Klima- und Umweltschutz mit viel Verantwortung und möchte ihre Bürgerinnen und Bürger dabei so weit wie möglich einbinden und motivieren, sich zu engagieren.
Klimaplan 2030 Göttingen
Als Fortsetzung des „Masterplans 100 % Klimaschutz“ aus dem Jahr 2014 bildet der Klimaplan 2030 die Grundlage für den städtischen Klimaschutz. Im Dezember 2021 hatte dann der Rat der Stadt Göttingen eine Absichtserklärung zur Klimaneutralität bis zum Jahr 2030 beschlossen. In der Erklärung verpflichtet sich Göttingen, innerhalb ihres Einflussbereichs alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um die Klimaneutralität bis zum Ende dieses Jahrzehnts zu verwirklichen.
Von Anfang an setzte der Klimaplan der Stadt Göttingen darauf, Bürgerinnen und Bürgern sowie Expertengremien einzubinden, um seine Ziele zu verwirklichen. Hierzu gehören die Verringerung der Treibhausgasemissionen um mindestens 65 Prozent bis 2030 gegenüber dem Jahr 1990, das Ziel der Treibhausgasneutralität bis spätestens 2045 sowie eine Reduktion des Endenergieverbrauchs um mehr als 50 Prozent. Viele Göttinger Einwohnerinnen und Einwohner, Initiativen und Vereine haben sich mit Projektideen an der Umsetzung des Klimaplans beteiligt. Einige dieser Ideen wurden mit Fördersummen prämiert, darunter der Klimagarten Göttingen, die Initiative „Beete statt Kies“ und der Warentauschtag, der 2025 bereits zum 26. Mal stattfand.
Starkregenvorsorge in Göttingen
Starkregen zählt zu den Wetterereignissen, die Kommunen im Zuge des Klimawandels neben Dürren besonders herausfordern. Die Stadt Göttingen hat deshalb gemeinsam mit den Göttinger Entsorgungsbetrieben eine webbasierte Starkregengefahrenkarte entwickelt. Als modernes Tool einer Smart City hebt diese Karte die potenziellen Risiken durch Starkregen und Überschwemmungen visuell hervor. Bürgerinnen und Bürger finden hier aktuelle Informationen zu möglichen Wasseransammlungen und Fließwegen. So lässt sich erkennen, welche Bereiche des eigenen Grundstücks gefährdet sind und welche Maßnahmen helfen können, Wasser gezielt abzuleiten. Das Göttinger Konzept zur Starkregenvorsorge war auch Thema der diesjährigen Messe KOMMUNAL 2025, die in Göttingen stattfand, und wurde 2025 mit dem Klimapreis der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA) ausgezeichnet.
Bürger gestalten Zukunft: Nachhaltigkeitsprojekte und die „Cool Cities“
Göttingen beteiligt sich seit 2023 an dem von der Europäischen Union initiierten und unterstützten Projekt „Cool Cities“. Es wird gemeinsam mit Akteuren aus Forschung, Stadtplanung und Stadtverwaltung aus Deutschland, Schweden, den Niederlanden und Frankreich betreut. In aktivem Austausch teilen diese ihre Erkenntnisse, um gemeinsam Fortschritte bei der Klimaanpassung und im Umgang mit extremer Hitze zu erzielen. Hier werden vor allem die Potenziale von Städten erarbeitet, um die damit verbundenen Problemfelder im Stadtgebiet zu identifizieren und Lösungen zu schaffen. In diesem Rahmen wird der Göttinger Waageplatz als Pilotprojekt umgestaltet, um Passanten und Besuchern von Veranstaltungen wie dem Göttinger Weinfest oder der Nacht der Kultur während Hitzeperioden Abkühlung zu bieten.
In Göttingen ist Klimaschutz eng mit dem Engagement der Bürgerinnen und Bürger verbunden. In verschiedenen Vereinen, Initiativen und Projekten setzen sich diese für Klimaschutz, Nachhaltigkeit und viele andere Themen ein und unterstützen damit die kommunalen Eigenbetriebe. Ein Beispiel ist der „essbare Waldgarten“ im Stadtteil Grone Süd: Eine Wiese wird dort zu einem ökologisch nachhaltig bewirtschafteten Garten, in dem verschiedene Formen der Lebensmittelproduktion ausprobiert werden können. Der Göttinger Verein JANUN e. V. übernimmt hierbei die Schirmherrschaft und bietet Interessierten eine Plattform für gemeinsamen Austausch.
Das Projekt „Göttingens Ernährung im Wandel“ verfolgt einen anderen Ansatz: Im Vordergrund steht eine nachhaltige, gesunde und regionale Versorgung von Kitas, Schulen und Seniorenheimen mit Lebensmitteln. In diesem Modellprojekt erarbeitet die Stadt gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. und der Hochschule Osnabrück, wie eine gesundheitsförderliche und gleichzeitig umweltschonende Ernährung aussehen und umgesetzt werden könnte.
Fahrradstadt Göttingen: Entspannt und sicher durch den Verkehr
Der Verkehrssektor hat einen großen Einfluss auf den kommunalen Klimaschutz: Emissionen, eine hohe Verkehrsdichte und andere Faktoren wirken sich äußerst negativ auf das Stadtklima aus. Eine klimaschonende Alternative hierzu ist das Fahrrad. Göttingen hat sich in den letzten Jahren zu einer der führenden Fahrradstädte entwickelt. Rund 36 Prozent der Göttinger Bevölkerung bevorzugen das Fahrrad gegenüber anderen Verkehrsmitteln. Laut dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) liegt Göttingen unter den Städten mit 100.000 bis 200.000 Einwohnern im bundesdeutschen Durchschnitt auf Platz 2 der fahrradfreundlichsten Städte Deutschlands – kurz hinter Erlangen und vor Darmstadt. Radschnellwege, Fahrradstraßen, Sicherheitsmarkierungen für parkende Fahrzeuge und eine Umverteilung von Stellplätzen zugunsten von Radfahrerinnen und Radfahrern: Die Stadt Göttingen fördert das Fahrrad als attraktive Alternative zum Auto und stärkt den Radverkehr gezielt durch ihre Verkehrsinfrastruktur.
Gemeinsam mit dem ADFC und dem Landkreis startete die Stadt deshalb eine Initiative für das kostenfreie Ausleihen von Lastenrädern. Unter dem Namen LEILA stellt das Projekt Interessierten verschieden große Lastenräder zur Verfügung, die nach vorheriger Registrierung und Buchung an mehreren Stationen im gesamten Stadtgebiet genutzt werden können.