Neben den Städten Duisburg, Essen und Dortmund ist Bochum eines der Hauptzentren des Ruhrgebiets und liegt damit inmitten eines der größten Ballungsräume Europas. Die Stadt blickt auf eine lange Geschichte zurück, die insbesondere durch die industrielle Entwicklung mit Fokus auf Bergbau und Schwerindustrie geprägt ist. Heute ist die Industrie weitgehend dem Dienstleistungssektor gewichen. Mit diesem wirtschaftlichen Wandel rücken auch Themen wie Nachhaltigkeit, Klimaschutz und der Ausbau von Grünflächen mehr in den Fokus der Stadt.
Bochum: Die Smart City
Um Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Klimafolgenanpassung einen höheren Stellenwert einzuräumen, hat die Stadt im Jahr 2019 den Klimanotstand ausgerufen. Im Bereich der Stadtentwicklung hat Bochum seither innovative Projekte vorangetrieben, mit deren Hilfe sie sich der globalen Herausforderung Klimawandel stellen möchte. Unter dem Überbegriff Smart City vereinen sich Projekte zu grüner Infrastruktur, intelligentem Abfallmanagement und KI-gestützter Starkregenüberwachung.
Um sich gegen Extremwettereignisse zu wappnen, etabliert Bochum mit dem KI-gestützten Projekt „heavyRain” aktuell ein Frühwarnsystem für Starkregenzellen innerhalb der Stadt. Damit reagiert die Stadt auf die Folgen des Klimawandels und trägt auf innovative Weise dazu bei, Land und Leute vor Gefahrenlagen durch Extremregen zu schützen. Auch hat die Stadt den Wert von Grünanlagen erkannt – für den städtischen Wasserhaushalt, das Klima sowie die Luftqualität – und verwandelt städtische Brachflächen, Baulücken und versiegelte Bereiche zunehmend in kleine, nachbarschaftliche Grünanlagen, die als „Pocket Parks“ bezeichnet werden. Bei der Auswahl der Flächen haben Anwohnerinnen und Anwohner Mitspracherecht, und so sollen nach und nach zwölf kleine Parkanlagen entstehen – Naherholung in der Nachbarschaft.
Beim Abfallmanagement setzt die Stadt ebenfalls auf Digitalisierung und intelligente Technik: Sensoren in den Abfalltonnen melden automatisch den Füllstand sowie eine mögliche Brandgefahr durch Hitze im Sommer an die zuständigen Stellen. Überflüssige Fahrten werden somit vermieden, und die Mitarbeitenden der Stadtreinigung können dort eingesetzt werden, wo sie gebraucht werden. Mithilfe von Apps werden illegal entsorgte Abfälle im Stadtbild schnell und effizient an die Entsorgungsunternehmen gemeldet. Das motiviert wiederum auch die Bürgerinnen und Bürger Bochums, auf Stadtsauberkeit zu achten.
Die „Bochum Strategie” und Maßnahmen zum Naturschutz
Um die Stadtentwicklung auf eine nachhaltige Basis zu stellen, hat sich Bochum bis 2030 ehrgeizige Ziele gesetzt. Mit der „Bochum Strategie” sollen Projekte, Maßnahmen und Prozesse zur ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit in der Stadt gefördert werden. Der Maßnahmenkatalog ist dabei vielfältig und reicht von der Errichtung von Photovoltaikanlagen, klimagerechten und sicheren Schulwegen und Foodsharing in öffentlichen Gebäuden über den Bezug von regionalen Lebensmitteln, Transformationsprojekten zur Schwammstadt, klimaneutrale Gebäude und eine klimaschonende Wärmeplanung.
2025 wird in Bochum bereits zum zwölften Mal der „Lange Tag der StadtNatur” ausgerichtet. Bei diesem Event bringen die Veranstaltenden, verschiedene Institutionen, Verbände und Initiativen interessierten Besucherinnen und Besuchern Wissenswertes zu den Themen Klimaschutz und Natur im städtischen Umfeld näher. Das bürgernahe Programm umfasst Führungen, Exkursionen, Kunst und Kultur und zeigt auf, wie vielseitig Klimaschutz und nachhaltiges Handeln sein können. Indem sich die Stadt zudem aktiv für die Aussaat von mehrjährigen Blumenwiesen einsetzt, wirkt sie vor Ort dem Insektensterben und Flächenverlust entgegen. Durch diese Initiative trägt sie nicht nur dazu bei, die Biodiversität im Ruhrgebiet zu steigern, Blühwiesen sorgen neben der Begrünung von Brachflächen und Hausdächern auch dafür, das Mikroklima zu verbessern.
Erneuerbare Energie und E-Mobilität in Bochum
Erneuerbare Energie spielt im Bereich der Energiewirtschaft für die Stadt Bochum eine immense Rolle. Die Stadt setzt dabei voll und ganz auf Energie aus Photovoltaikanlagen – mit Erfolg: Etwas mehr als 30 PV-Anlagen sind bereits im Betrieb und erzeugen grünen Strom. Unter dem Motto „Mission solar” plant die Stadtverwaltung, alle rund 750 Gebäude, die sich im Eigentum der Stadt befinden, mit leistungsfähigen Solaranlagen auszurüsten. Damit nimmt die Stadtverwaltung eine Vorreiterrolle ein. Der erzeugte Strom wird bisher im Eigenbedarf der jeweiligen Liegenschaft genutzt, überschüssig erzeugter Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist.
Die Stadtwerke Bochum engagieren sich im Bereich der E-Mobilität, treiben die Entwicklung der Ladeinfrastruktur innerhalb der Stadt voran und leisten somit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Mit mehr als 600 Lademöglichkeiten an 200 Standorten im gesamten Stadtgebiet wird die Nutzung von E-Autos stark vereinfacht. Dabei setzt die Stadt auf Vielfalt: Es gibt Schnelllader, High-Power-Charger und sogar Ladestationen an Laternenmasten.
Doch nicht nur Solaranlagen sorgen in Bochum für die nötige Energie aus regenerativen Quellen. Das Wasserwerk in Bochum-Stiepel war mehr als 100 Jahre lang die zentrale Trinkwasserquelle für Bochum und die Region. Für 3,8 Millionen Euro wurde das Wasserkraftwerk zur Stromerzeugungsanlage umgerüstet und versorgt seit 2018 Bochum und Umgebung mit grünem Strom aus Wasserkraft. Die Kombination aus Photovoltaikanlagen und anderen erneuerbaren Energiequellen macht Bochum zu einem Leuchtturm dafür, wie sich eine ehemalige Schwerindustriestadt zu einem Paradebeispiel für klimafreundliches Engagement und Nachhaltigkeit entwickeln kann.