Kleiderstange mit bunter Secondhand-Mode im Secondhand-Shop artem@AdobeStock
Abfall 14. Februar 2024

Wie nachhaltig ist Secondhand Kleidung?

Secondhand boomt. Immer mehr Menschen setzen beim Kauf von Mode auf Gebrauchtes. Aber wie nachhaltig ist Secondhand-Mode denn wirklich?

Secondhand boomt. Immer mehr Menschen setzen beim Kauf von Waren auf Gebrauchtes. Vor allem in puncto Kleidung gibt es mittlerweile einen großen Markt für Secondhand. Auf den ersten Blick gibt es gute Gründe für die nachhaltige Alternative zur Neuware: Kleidung, die bereits im Umlauf ist, spart Ressourcen und Verpackungsmüll. Außerdem werden durch die Wiederverwendung von Textilien Abfälle reduziert. Beim Kauf von Secondhand Mode lässt sich zudem das ein oder andere Schnäppchen machen. Denn oftmals sind gut erhaltene Kleider aus zweiter Hand qualitativ hochwertiger als Fast-Fashion-Modeartikel und dabei sogar günstiger. Ist Secondhand also die Lösung für einen umweltbewussteren Umgang mit Kleidung?

Beim Kauf von Secondhand tut man nicht nur der Umwelt etwas Gutes, sondern auch dem eigenen Gewissen. Wer auf der Suche nach einem gebrauchten Wollmantel ein schönes und zugleich günstiges Stück im Secondhand Laden gefunden hat, kann sich freuen. Und nimmt dann vielleicht noch fünf weitere Artikel mit, die gerade ins Auge springen und so wunderbar preiswert sind. Genau hier liegt aber das Problem, wie Jochen Strähle, Professor für Textil und Design an der Universität Reutlingen, findet. Im Interview mit Deutschlandfunk Nova sagte er: „Wenn wir, statt nur ein kaputtes Kleidungsstück zu ersetzen, viele Klamotten kaufen, die wir sonst nicht erworben hätten, dann sorgen wir im Prinzip indirekt dafür, dass weiterhin viel produziert wird.“

Big Business mit Secondhand Kleidung?

Secondhand ist längst kein Trend mehr, der nur auf Flohmärkten oder informellen Tauschbörsen gelebt wird. Das Geschäft mit alten Kleidern haben mittlerweile auch große Modeunternehmen für sich entdeckt. Mit der schwedischen Secondhand-Plattform Sellpy ist der Fashion-Gigant H&M bereits 2015 in den Gebrauchtkleidermarkt eingestiegen. Auch Zalando und Co. haben in den vergangenen Jahren Recommerce-Projekte an den Start gebracht. Laut einer Recherche von ZDF WISO hat sich der Secondhand-Markt mit einem Wert von schätzungsweise 120 Milliarden Dollar im Vergleich zu 2020, im Jahr 2022 weltweit fast verdreifacht. Fast-Fashion-Player machen Geschäfte mit Secondhand. Wie passt das zusammen?

„Die großen Konzerne wollen natürlich attraktiv für ihre Kundinnen und Kunden sein und sie merken, dass gerade Jüngere sehr stark auf das Thema Secondhand abfahren“, so Prof. Dr. Jochen Strähle diesmal im Gespräch mit ZDF WISO. Strähle weiß, wovon er spricht: Er zählt zu den weltweit einflussreichsten Experten auf dem Gebiet Mode- und Textilindustrie, Handel, Fashion und New Fashion Commerce. Außerdem war er Vorstand und Geschäftsführer desführenden europäischen Mode Onlinehändlers Zalando. Das Kerngeschäft der großen Player habe sich durch Ware aus zweiter Hand nicht geändert, erklärte der Branchen-Fachmann. Secondhand sei aktuell überhaupt nicht relevant für die großen Konzerne, was Ergebnisse angehe, sondern nur, um Frequenz zu schaffen.

Die Flut an Fast-Fashion-Mode ist also weiterhin ungebrochen, nimmt sogar weiter zu und verursacht enorme Umweltschäden. „Über Secondhand haben Kundinnen und Kunden die Möglichkeit, noch mehr Produkte auszuprobieren und zu erwerben“, so Strähle. Ein bewusster Umgang mit Kleidung sieht anders aus.

Wirklich nachhaltig: Secondhand statt Neukauf

Wie nachhaltig ist Secondhand Kleidung denn nun wirklich? Kai Nebel, Experte für in der Textilbranche an der Hochschule Reutlingen, sagte hierzu gegenüber dem SWR-Ökochecker: „Einen nachhaltigen Effekt hat Secondhand immer nur dann, wenn ich stattdessen einen Neukauf vermeide. Trage ich Secondhand nur einmal und schmeiße es dann weg, ist es auch nicht nachhaltig.“ Es gilt demnach die Regel: Je länger Kleidung getragen wird, desto besser ist das für Mensch und Umwelt. Und auch wenn Ware aus zweiter Hand oft günstiger ist als Neuware, sollte nur das gekauft werden, was auch wirklich gebraucht wird. Dann ist Secondhand-Mode definitiv eine nachhaltige Alternative.

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