Im jüngst veröffentlichten Bericht zum Zustand der globalen Wasserressourcen („State of Global Water Resources 2024“) zeichnet die World Meteorological Organization (WMO) ein beunruhigendes Bild von der klimatischen Situation der Erde: Trotz globaler Bemühungen, der Erderwärmung entgegenzuwirken, lag die Oberflächentemperatur 2024 bei etwa 1,55 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau. Im nunmehr sechsten Jahr in Folge habe man deutlich abweichende hydrologische Bedingungen gemessen, so die Studienautoren. Etwa zwei Drittel der Flussbecken weltweit hätten entweder deutlich niedrigere oder höhere Wasserstände als normalerweise. Alle Gletscherregionen meldeten Eismassenverluste. „Die Wasserressourcen der Welt stehen unter wachsendem Druck, und zugleich haben zunehmend extreme wasserbezogene Gefahren immer stärkere Auswirkungen auf Leben und Lebensgrundlagen“, sagte WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo.
Starkregen und Dürre setzen Kommunen immer mehr zu
Der Wasserkreislauf droht mehr denn je aus dem Gleichgewicht zu geraten. Das spüren auch Kommunen in Deutschland zunehmend. 2024 führten Starkregen, Hagel und Sturm sowie in der Folge übertretende Flüsse vor allem in Bayern und Baden-Württemberg zu flächendeckenden Überschwemmungen. In den Landkreisen Rems-Murr, Günzburg und Donau-Ries mussten mehrere Orte evakuiert werden. Auch in Rheinland-Pfalz und im Saarland gab es erhebliche Schäden durch Extremwetterereignisse. „Allein Starkregenereignisse und Überschwemmungen schlugen bundesweit mit 2,6 Milliarden Euro zu Buche – rund eine Milliarde Euro mehr als im langjährigen Durchschnitt“, sagte Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft. Gegenüber der tagesschau konstatierte Asmussen, dass angesichts dieser Situation ein Gesamtkonzept gegen Naturgefahren notwendig sei, das neben einer Versicherungslösung auch vorsorgende Maßnahmen beinhalte.
Auf der anderen Seite sehen sich kommunale Wasserversorger immer stärker mit den Folgen von Hitze und Trockenheit konfrontiert. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU). Von 127 befragten kommunalen Wasserversorgern gaben 45 % an, dass die Nachfrage nach Wasser in Hitzeperioden gestiegen sei. 16 % hatten in den vergangenen Jahren zeitweise mit infrastrukturellen und 13 % mit ressourcenseitigen Engpässen zu kämpfen.
Langfristig erwarteten zwei Drittel der Befragten eine deutliche Zunahme von Engpässen. Rund 25 % der Unternehmen berichteten von behördlichen Auflagen oder Beschränkungen bei der Nutzung von Wasser. „Durch den Klimawandel rechnen wir mit häufigeren Hitze- und Dürreperioden“, sagte VKU-Vizepräsident Karsten Specht. Um sich zu wappnen, setzten kommunale Unternehmen u. a. auf Kooperationen, Infrastrukturmaßnahmen und Kommunikation mit Großabnehmern sowie Kundinnen und Kunden.
Wassermanagement muss an Klimawandel angepasst werden
Ein klimaangepasstes Wassermanagement erfordert eine komplexe Strategie, die wiederum Fachwissen sowie personelle und finanzielle Ressourcen voraussetzt. Fachverbände wie die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) bieten Kommunen und Stadtwerken Leitfäden, Schulungen und Handlungsempfehlungen für eine wasserbewusste Stadtentwicklung. Das umfasst u. a. den Aufbau klimaresilienter Abwassersysteme, die Implementierung des Schwammstadtprinzips oder die Steuerung des Starkregenrisikos in Städten und Gemeinden.
Der VKU und der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) unterstützen kommunale Versorger insbesondere, indem sie sich für bessere politische Rahmenbedingungen einsetzen und Hinweise zu Klimaanpassungsstrategien geben. Auch Förderprogramme auf Landes- und Bundesebene tragen dazu bei, Klimaschutz voranzutreiben. So werden mit der Förderrichtlinie „Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels“ (DAS). Konzepte für nachhaltige Klimaanpassung und natürlichen Klimaschutz speziell in Kommunen gefördert.
Kommunale Unternehmen, Städte, Gemeinden und Landkreise arbeiten auch mit privaten Partnern zusammen, um eine wasserbewusste Entwicklung vor Ort zu ermöglichen. Die Stadt Hagen beispielsweise hat gemeinsam mit der ENERVIE-Gruppe öffentliche Trinkwasserbrunnen im Stadtgebiet errichtet und städtische Gebäude mit intelligenten Messsystemen ausgestattet, um u. a. den Wasserverbrauch zu optimieren. Ein umfangreiches Trinkwassernetz trägt zur Versorgungssicherheit im Stadtgebiet bei. Dass bisweilen auch eine Neuorganisation von Verwaltungsstrukturen für ein klimaresilientes Wassermanagement hilfreich ist, zeigt das Beispiel Solingen: Hier haben die Technischen Betriebe Solingen (TBS) die Sachgebiete Kanalnetzbewirtschaftung, Grundstücksentwässerung, Wasserbewirtschaftung und Überflutungsschutz zu einer „integralen Entwässerungsplanung“ zusammengefasst und so neue ämterübergreifende Lösungen zur Entlastung des Kanalnetzes geschaffen. Dazu gehören u. a. Maßnahmen zur Entsiegelung und Begrünung sowie die Schaffung von Retentionsräumen.