Mit circa 210.000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist Rostock die größte Stadt Mecklenburg-Vorpommerns. Lange Strandabschnitte an der Ostsee, ein großer, moderner Überseehafen, eine Universität mit langer Tradition und historisches Altstadt-Flair locken viele Menschen in die Stadt am Meer. Starke Ideen und Projekte legen in Rostock den Grundstein für einen nachhaltigeren Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen.
Rostock: Masterplan 100 % Klimaschutz
Rostock ist aufgrund seiner exponierten Lage mit anderen Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert als andere Städte in der Bundesrepublik. Am Meer gelegen und von der Warnow durchflossen, ist vor allem das Element Wasser ein kritischer Faktor. Das breite Flussbett der Unterwarnow und die damit verbundene Mündung in die Ostsee stellen die Hochwasserschutzkonzepte Rostocks bereits bei Starkregenereignissen vor Herausforderungen. Durch den Klimawandel werden Extremwetterereignisse immer mehr zur Normalität und die Stadt muss sich perspektivisch häufiger als vielleicht in der Vergangenheit mit Sturmfluten und anderen Wetterlagen auseinandersetzen. Die Starkregenereignisse im Jahr 2011 waren für verschiedene Akteurinnen und Akteure Anlass, unter dem gemeinsamen Dach „KOGA – Kommunale Gemeinschaftsaufgabe Binnenhochwasserschutz“ verschiedene Projekte in Rostock umzusetzen. Dazu gehört beispielsweise die Integration der Schwammstadt in die Bauleitplanung, d. h. die Umsetzung von Maßnahmen der Regenwasserbewirtschaftung in öffentlichen Grünflächen und die naturnahe Gestaltung von Fließgewässern, um den Abfluss von Regenwasser zu erleichtern.
Unter dem Banner „Masterplan 100 % Klimaschutz“ engagiert sich die Hansestadt in verschiedenen Projekten und Initiativen, um Rostock klimaresilient zu machen und neue Impulse in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu setzen. Ideen und Anregungen kommen dabei auch von außen, denn die Stadt Rostock pflegt einen intensiven Austausch mit Partnerkommunen in Dänemark und Frankreich. Zu den Strategien gehören auch übergreifende Stadtentwicklungskonzepte wie neue Parkraumkonzepte, verbesserte ÖPNV-Angebote oder auch Projekte wie das geplante WarnowQuartier, in denen Stadtquartiere autofrei oder autoarm gestaltet werden und der Fokus auf den Verkehrsteilnehmenden liegt, die sich eher zu Fuß oder mit dem Fahrrad in der Stadt fortbewegen.
Mehr über aktuelle Projekte der Stadt Rostock im Bereich Stadtplanung lesen Sie im Interview mit Senatorin Ute Fischer-Gäde.
Mit Mehrwegsystemen gegen Plastikmüll
Küstenstädte haben in Sachen Abfallvermeidung eine ganz besondere Verantwortung: das Meer. Abfälle und Verschmutzungen, die an Land entstehen oder angelagert werden, dürfen nicht in das sensible Ökosystem gelangen und dort die Tier- und Pflanzenwelt gefährden. Die Stadt Rostock initiiert und unterstützt dazu verschiedene Projekte, wie die Initiative „Plastikfreie Stadt“, die sich vor allem mit Strategien zur Plastikvermeidung beschäftigt und für deren Umsetzung in Unternehmen und Privathaushalten wirbt. Mit dem Slogan „Wir machen Plastik sichtbar, messbar und vermeidbar“ wirbt die Initiative für mehr Klimaschutz. Die Stadtverwaltung Rostock geht hier mit gutem Beispiel voran, indem sie in den Verwaltungsgebäuden und bei Veranstaltungen Mehrwegsysteme für Speisen und Getränke verwendet.
Auch die Ostseebäder setzen verstärkt auf die Vermeidung von Plastik, um Meeresmüll und andere Verschmutzungen zu vermeiden. Die regelmäßige Reinigung der Strandlandschaft sowie zahlreiche öffentliche Abfallbehälter und Strandaschenbecher sorgen für einen sauberen Besuch am Wasser und tragen dazu bei, das Meer frei von Abfällen zu halten. Außerdem unterstützt die Stadt mit großem Engagement eine Kampagne zur Etablierung von Mehrweg-Kaffeebechern. Denn Einwegbecher sind eines der größten Umweltprobleme überhaupt: Jährlich werden allein in Deutschland 2,8 Milliarden weggeworfen und verursachen rund 40.000 Tonnen Abfall. An europäischen Stränden gehören Kaffeebecher zu den am häufigsten gefundenen Abfallprodukten. Um eine Alternative zu bieten, setzt sich Rostock mit der Aktion „Nachfüllen statt Wegwerfen“ für den Einsatz von Mehrwegbechern in Rostocker Bäckereien, Cafés und Imbissen ein. Die teilnehmenden Gewerbebetriebe belohnen das Mitbringen eigener Mehrwegbecher oft mit Preisnachlässen.
Rostocker EnergyPort: Von der Steinkohle zum grünen Wasserstoff
Ein Stadthafen – vor allem ein so großer wie der in Rostock – ist ein schwerindustrieller Knotenpunkt, der wenig mit grüner und klimaschonender Energieerzeugung in Verbindung gebracht wird. Auch wenn aktuell noch vorrangig fossile Energieträger wie Steinkohle und Rohöl über den Rostocker Hafen importiert werden, liegen die Ambitionen des Hafenbetriebs in einer gänzlich anderen Richtung. In der 2022 gegründeten Rostock EnergyPort Cooperation engagiert sich der Betrieb gemeinsam mit regionalen und überregionalen Energieunternehmen in verschiedenen Projekten, die sich der Schonung des Klimas widmen und vor allem auch zur Reduzierung fossiler Energieträger beitragen wollen. So sollen auf dem Hafengelände zukünftig 6.500 Tonnen grüner Wasserstoff pro Jahr erzeugt werden. Der dafür notwendige Strom wird durch nahe gelegene Windkraft- und Photovoltaikanlagen nachhaltig erzeugt und direkt aus der Region angeliefert. Geplante Abfüllanlagen sollen den Zugang zum erzeugten Wasserstoff ermöglichen.
Rostocker Bürgerinitiativen und Klimaschutz-Events
Mit dem Rostocker Umweltpreis zeichnet die Stadt Projekte von Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen, Vereinen, Schulen und anderen Institutionen aus, die sich in besonderer Weise für den Klima- und Umweltschutz engagieren. Kreative Ideen und ehrenamtliches Engagement stehen dabei im Vordergrund, wie etwa beim Verein Rostock Müllfrei e. V., dem Preisträger von 2024. Rostock Müllfrei e. V. organisiert regelmäßig Sammelaktionen, um herumliegenden Abfall in Rostock und Umgebung einzusammeln und einer fachgerechten Entsorgung durch das Amt für Stadtgrün zuzuführen. Der Verein wird seit seiner Gründung 2021 von der Stadtverwaltung mit Hilfsmitteln, Abfallbehältern und verschiedenen Serviceangeboten, wie etwa der Entsorgung der gesammelten Abfälle, unterstützt.
Ein Traditionsevent ist der seit 2009 jährlich veranstaltete Klima-Aktionstag in Rostock, bei dem verschiedene Unternehmen, Vereine, Initiativen, Privatpersonen und Parteien im Rahmen eines bunten Straßenfests rund um das Thema Klimaschutz und Klimawandel aufklären und informieren. Jedes Jahr setzt der Klima-Aktionstag einen anderen Themenschwerpunkt, orientiert sich allerdings immer an den 2015 von der UN verabschiedeten 17 Zielen für eine nachhaltige Entwicklung und versucht, interessierte Bürgerinnen und Bürger für die Angelegenheiten des Klimaschutzes zu begeistern. Besonderer Wert wird darauf gelegt, den Menschen Tipps und Anregungen zu geben, wie sie mit kleinen Veränderungen im Alltag nachhaltiger leben können. So werden aktuelle Erkenntnisse lebensnah vermittelt und ein besonderer Mehrwert geschaffen.
Rostock zeigt an vielen Stellen, wie moderner Klimaschutz funktioniert. Die Lage am Meer und die Herausforderungen durch Wetterextreme sind Themen, denen sich Rostock dringend stellen muss und stellen will, um nachhaltig und gestärkt in die Zukunft zu gehen.