Verbundverpackungen wie Tetra Pak aus Verbundstoffen liegen übereinander WalterCicchetti@Adobe.Stock
Abfall 1. Februar 2023

Darum sind Verbundstoffe problematisch

Von der Frischhaltefolie bis hin zur Zahnbürste – Kunststoffe begegnen uns permanent im Alltag. Doch auch in weniger offensichtlichen Produkten, wie Getränkekartons, können sie enthalten sein. Um die Recyclingquote von Kunststoffprodukten zu verbessern, hat die EU-Kommission im November 2022 neue Strategien für die Kreislaufwirtschaft vorgestellt. Das Problem dabei: Nicht alle Kunststoffe sind recyclingfähig. Vor allem Verbundstoffe sind schwer zu recyceln, da sie aus verschiedenen Materialien bestehen, die nicht oder nur mit großem Aufwand getrennt werden können.

Hier stecken Verbundstoffe drin

Verbundstoffe, auch Kompositwerkstoffe genannt, bestehen aus mindestens zwei vollflächig miteinander verbundenen Materialien, wie z. B. Kunststoff und Papier. Die Trennung per Hand ist nur schwer möglich, meist sind dafür spezielle Werkzeuge oder Chemikalien erforderlich. Beispiele für derartige Produkte begegnen uns vor allem im Lebensmittelbereich. Eine typische Verbundverpackung ist der Getränkekarton, der aus Karton und einer dünnen Aluminiumbeschichtung besteht. Auch der sogenannte Butterwickler, die Verpackung von Butter, fällt durch die Kombination von Aluminium und Papier in diese Kategorie. Weitere Beispiele aus dem Supermarkt sind Joghurtbecher, Verpackungen von Instant-Gewürzen oder mit Kunststofffolie ausgekleidete Kartons für Hackfleisch.

Auch alte Reifen sind Verbundstoffe und zählen aufgrund ihrer gesundheits- und umweltschädlichen Eigenschaften zu den überwachungsbedürftigen Abfällen. Für ihr sind demzufolge zertifizierte Entsorgungsbetriebe zuständig. Mit Kunststoff beschichtete Papiere wie Geschenkpapier oder Backpapier gehören ebenfalls zu den Verbundstoffen. Auch Gegenstände wie Topfdeckel können als solche angesehen werden, da der Griff aus Metall oder Plastik nur schwer vom Glas trennbar ist. Weil hier der Glasanteil überwiegt, ist für die Entsorgung der Altglascontainer vorgesehen.

Herausforderungen an das Recycling von Verbundstoffen

Das Recycling von Verbundstoffen ist aufgrund ihrer Zusammensetzung nur begrenzt möglich oder mit einem hohen Energieaufwand verbunden. Mit Kunststoff beschichtetes Papier oder Karton benötigt etwa deutlich mehr Zeit für das Recycling als klassisches Altpapier, da sich die Fasern langsamer in ihre Bestandteile auflösen. Nur wenige Papierfabriken in Deutschland verfügen über die Kapazitäten, den Materialmix zur Wiederverwendung aufzubereiten. Deshalb landen die Verbundabfälle häufig im Ausland oder werden als Störstoffe und Verunreinigungen verbrannt.

Ein weiteres Problem stellt die falsche Entsorgung dar: Verbundstoffe sind von Verbraucherinnen und Verbrauchern optisch schwer von Papier und Pappe zu unterscheiden und werden daher oft fälschlicherweise in die Altpapiertonne gegeben. Die richtige Wahl ist stattdessen der Gelbe Sack, doch auch hier ist Vorsicht geboten: Durchschnittlich 30 Prozent des Inhalts sind Fehlwürfe, etwa durch die falsche Trennung der Einzelteile von Verbundverpackungen. Das hat zur Folge, dass die einzelnen Materialien anschließend in der Müllsortieranlage nicht sortenrein recycelt werden können. Wird jedoch der Aluminiumdeckel vom Joghurtbecher entfernt und getrennt entsorgt, ist eine Verwertung der einzelnen Komponenten möglich.

Damit Unternehmen die Recyclingfähigkeit ihrer Verpackungen überprüfen können und um ihnen eine Hilfestellung zur ökologischen Verbesserung ihrer Produkte zu bieten, veröffentlicht die Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister (ZSVR) jährlich bis zum 1. September einen Mindeststandard zur Bemessung der Recyclingfähigkeit. Die Mindestkriterien, die dafür erfüllt sein müssen, sind das Vorhandensein einer Verwertungsinfrastruktur, die Sortier- und Trennbarkeit der Verpackung sowie die Berücksichtigung von Recyclingunverträglichkeiten.

Verbundstoffe richtig trennen und entsorgen

Um das Recycling von Verbundstoffen zu unterstützen, ist die richtige Aballtrennung besonders wichtig. Schließlich können nur korrekt getrennte Abfälle wieder zu neuen Produkten verarbeitet werden. Dabei gilt die Faustregel: Alle Verpackungsmaterialien aus vollständig verbundenen Materialien gehören in die Gelbe Tonne. Kompositwerkstoffe, die im Verbund aus Metall und Holz, Gummi und Holz oder Glas und Gummi auftreten, müssen in der Restmülltonne, auf dem oder im Sperrmüll entsorgt werden. Für beschichtetes Papier ist die Restmülltonne vorgesehen.

Bevor der Verbundstoff in der jeweiligen Tonne landet, muss er in seine Einzelteile zerlegt werden. Zum Zwecke der Ressourcenschonung können dann auch Alternativen genutzt werden: Der Joghurt im Pfandglas schmeckt nämlich mindestens genauso gut wie aus dem Becher.

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