Rotterdam Oasenstadt Nikolai-N-Antonov@AdobeStock
Allgemein 16. Juni 2025

Rotterdam: Das grüne Vorbild Europas

Rotterdam wächst – und damit auch die Möglichkeiten, nachhaltige Perspektiven im Stadtbild zu etablieren. Die niederländische Großstadt hat viel Potenzial und versucht, moderne Trends mit Bestehendem in Einklang zu bringen. Rotterdam richtet seinen Blick stets auf die Zukunft, was sich insbesondere in Projekten zum Klimaschutz zeigt.

Die Skyline von Rotterdam ist beeindruckend, doch hinter der modernen Architektur verbirgt sich eine grüne Seele. Die Stadt ist nicht nur optisch ein Blickfang, sondern überzeugt auch mit intelligenten Konzepten in Bezug auf nachhaltige Stadtplanung und . Den Herausforderungen des Klimawandels begegnet Rotterdam auf eine ganz eigene und spannende Weise, von der viele Kommunen lernen können.

Moderner Städtebau und zukunftsorientierte Architektur

Die Stadtentwicklung Rotterdams hat eine teilweise sehr bewegte Geschichte hinter sich, der Zweite Weltkrieg stellt den gravierendsten Einschnitt in das Stadtbild dar: Ein großer Teil Rotterdams wurde durch die Bombardierung vollständig zerstört. Die ersten Pläne für den Wiederaufbau änderten sich seit 1946 immer wieder, und die 1950er und 1960er Jahren boten modernen Architekten und Stadtplanern die Möglichkeit, die Stadt von Grund auf neu zu gestalten. 

Mitte der achtziger Jahre ließ die ständige Instandsetzung der Stadtlandschaft nach und es entwickelten sich die ersten echten Zukunftskonzepte. Eine neue Denkweise über den öffentlichen Raum setzte sich durch. In verschiedenen Stadtteilen etablierten sich Konzepte, die Rotterdam zu einer – aus stadtplanerischer Sicht – innovativen Großstadt machten: Das ehemals von Bürogebäuden geprägte Bahnhofsviertel wurde durch moderne Wohngebäude ergänzt undParkplätze zugunsten von Grün- und Erholungsflächen aufgelöst. Das Flussufer wurde stellenweise aufgebrochen und renaturiert. Die ehemalige Autostadt Rotterdam verwandelte sich Schritt für Schritt zu einer Stadt, die für Menschen gemacht ist. Darüber hinaus hat sich die Architektur der Stadt im Laufe der Jahrzehnte den Bedürfnissen ihrer Bewohner und den Problemen des fortschreitenden Klimawandels angepasst – oder zumindest versucht, Lösungen für eine klimagerechte Stadtentwicklung anzubieten. 

Nachhaltige Stadtentwicklung in Rotterdam

Verschiedene Konzepte wurden seit dem Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg umgesetzt und prägen seit dem das Stadtbild von Rotterdam. Der stellt Rotterdam vor besondere Probleme, die andere Städte nicht betreffen: Überschwemmungen sind eine große Belastung für die Stadt, die geografisch unter dem Meeresspiegel liegt. Stadtteilrenovierungen sollen hier Entlastung bieten. So vereint die Neugestaltung des Stadtteilplatzes Benthemplein die Vorzüge eines urbanen Treffpunkts mit modernem und nachhaltigem Wassermanagement. Der Platz wurde so konzipiert, dass er bei und anderen Unwettern große Wassermassen aufnehmen kann, ohne die umliegenden Gebäude zu gefährden. Verborgene Wasserreservoirs und zahlreiche Grünflächen und Bäume sorgen dafür, dass extreme Regenfälle keine Schwierigkeiten mehr verursachen.

Ein weiteres Aushängeschild für moderne urbane in Rotterdam ist der aktuell noch im Bau befindliche Wohnkomplex SAWA. Auf den ersten Blick fällt der terrassenförmige Bau durch das verwendete Material auf: Holz. Das Gebäude steht für eine besondere Form des Kreislaufs, denn Bauweise und Anordnung des Wohnkomplexes reduzieren den CO2-Ausstoß und fördern die Artenvielfalt durch ausgeklügelte Balkonsysteme. Dabei soll der Neubau kein Luxusobjekt werden, sondern für Mieterinnen und Mieter unterschiedlicher Einkommensklassen erschwinglich sein.


Innovativ und maritim: Der Rotterdamer Stadthafen neu gedacht 

Der Hafen von Rotterdam ist einer der bedeutendsten Seehäfen der Welt und der größte in ganz Europa. Hafenanlagen dieser Dimension werden meist mit dem öligen Geruch maritimer Schwerindustrie in Verbindung gebracht, doch Rotterdam geht innovative Wege: So wird der Hafenteil Rijnhaven zu einem modernen Quartier zwischen Großstadtskyline und Naherholungsgebiet umgestaltet. Stadtplaner und -entwickler wollen hier von Grund auf eine neue Vorgehensweise in der Stadt etablieren. Flächen werden nicht einfach an den Meistbietenden vergeben, sondern es wird auf ein ausgewogenes Miteinander geachtet.

Seit Beginn des Umbaus wird das bisher ungenutzte Hafenbecken mit Sand und anderen Erdstoffen aufgeschüttet, um Platz für 3.000 neue Wohnungen und Grünflächen zu schaffen. Die Grünflächen sollen nicht nur am Rande der Anlage rund um die Häuser entstehen, sondern auch auf schwimmenden Parks, die in der Mitte des Hafenbeckens für Abwechslung sorgen.

Die nachhaltige Nutzung leerstehender Flächen für Wohn- und Freizeitzwecke ist jedoch nur eine Möglichkeit, den riesigen Hafen neu zu denken. Das Projekt Floating Farm hat mitten im Hafenbecken des Merwehaven einen Milchviehbetrieb mit Rindern errichtet. Die Idee hinter der schwimmenden Rinderfarm: Milch(produkte) dort zu produzieren, wo sie konsumiert werden. Die Versorgungswege sollen so kurz wie möglich sein. Auch die Ressourcen für die Kuhhaltung stammen aus der unmittelbaren Umgebung. Das Futter wird zum Beispiel aus nahrhaften Abfällender umliegenden Brauereien gewonnen, der Strom für die Anlage wird autark über Solarzellen erzeugt. Der Kuhmist wird gesammelt und zu Düngemitteln weiterverarbeitet. Das Konzept ist auch auf andere landwirtschaftliche Nutzungen übertragbar und weist freien Hafenflächen eine neue Funktion zu.

Grüne Oase Rotterdam: Eine Inspiration für andere Städte?

Um eine Großstadt nachhaltig zu gestalten, ist es sinnvoll, neu entstehende Grünflächen mit einem Mehrwert auszustatten und sie nicht aus reinem Aktionismus zu bauen. Rotterdam geht als Oasenstadt mit gutem Beispiel voran: Grünanlagen und andere städtische Projekte mit Bezug zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit werden funktional in das Stadtbild integriert. Ein Park, wie der noch in Planung befindliche Nelson Mandela Park im Stadtteil Maashaven, dient nicht nur der Naherholung, sondern auch als Wasserspeicher, Veranstaltungsfläche, Experimentierfeld und lädt dazu ein, sich über die Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs zu informieren. Auch deutsche Städte und Kommunen können sich von der Experimentierfreudigkeit Rotterdams inspirieren lassen und einige der Ideen, die in der niederländischen Großstadt bereits umgesetzt werden, für sich nutzen. 

Für Großprojekte aus den Bereichen Nachhaltigkeit und Klimaschutz stehen Kommunen – wie auch im Beispiel Rotterdam – Fördermittel der Europäischen Union zur Verfügung. In Deutschland beteiligen sich Bund und Länder mit entsprechend ausgeschriebenen Finanzierungsmitteln tatkräftig an der Umsetzung starker, nachhaltiger Projekte – hin und wieder sind auch Institutionen und andere Sponsoren an der Umsetzung der Maßnahmen involviert. So wurde die Umgestaltung des Stadtteilplatzes Benthemplein durch die lokale Wasserbehörde Schieland und Krimpenerwaard mitfinanziert. 

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