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Allgemein 27. August 2025

Mehr Inklusion im Alltag: Neue Ideen für barrierefreie Abfalltonnen 

Barrierefreiheit ist ein zentrales Thema des gesellschaftlichen Miteinanders. Es ist wichtig, alltägliche Hürden abzubauen oder im Sinne des „Design for All“ von vornherein zu vermeiden, damit alle Menschen ihren Alltag selbstständig und ohne Einschränkungen gestalten können. Neue Ideen treiben die Inklusion auch in Bezug auf Abfall und den täglichen Weg zur Tonne voran.

Das neue Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) ist in Deutschland seit dem 28. Juni 2025 in Kraft und soll die mehr als 13 Millionen Menschen mit Behinderung im Alltag unterstützen. Viele der darin aufgeführten Neuregelungen betreffen digitale Dienste wie Onlineshops und andere Websites, Bankdienstleistungen sowie Smartphones, Computer und E-Book-Reader. Behindertenverbände kritisieren jedoch, dass die im Gesetz aufgeführten Punkte zwar ein erster Schritt in die richtige Richtung seien, in Bezug auf alltägliche Dinge aber wichtige Hilfestellungen fehlten, um Barrieren abzubauen und echte Inklusion zu fördern.

Abfälle barrierefrei entsorgen

Menschen mit Behinderung bestreiten in den meisten Fällen einen Alltag wie Menschen ohne Behinderung. Es gibt allerdings Unterschiede, die es Menschen mit Behinderung erschweren, alltägliche Handlungen genauso auszuführen wie ihre Mitmenschen. So unterschiedlich die Beeinträchtigungen sein können, so verschieden sind auch die Barrieren, denen behinderte Menschen im Alltag begegnen. Dazu zählt beispielsweise auch der Weg zu den Abfalltonnen. Selbst wenn Wege so gestaltet sind, dass Menschen mit bspw. Geh- und Sehbehinderungen zu den Tonnen gelangen können, gibt es dennoch Hürden, die anderen vielleicht nicht gleich auffallen. 

Auf kommunaler Ebene gibt es nun allerdings Ideen und Projekte, die mehr Inklusion fördern sollen. In Berlin und Hamburg wird in verschiedenen Wohngebieten das Entsorgungssystem „arc32“, eine Einwurfhilfe für Abfalltonnen eingesetzt. Das System ist einfach: Die Standard-Abfalltonne wird in ein Gerüst eingespannt und um 32 Grad nach vorn geneigt. Dadurch verringert sich die Einwurfhöhe auf ca. 85 cm, was es Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, deutlich erleichtert, den Abfall zu entsorgen. Von dieser Hilfe profitieren allerdings nicht nur Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer, sondern auch ältere Menschen, die eine Gehhilfe im Alltag nutzen, kleinwüchsige Menschen und auch Kinder können so Abfälle deutlich einfacher entsorgen. 

Menschen einen barrierearmen bzw. barrierefreien Zugang zu Abfalltonnen zu ermöglichen, wird auf verschiedene Weisen umgesetzt. Eine Alternative zu „arc32” ist etwa eine Tieferlegung von Abfalltonnen bzw. Einwurfmöglichkeiten. Auf diese Weise erhalten Menschen unabhängig von ihrer Körpergröße, der Nutzung eines Rollstuhls oder anderen Beeinträchtigungen einen barrierefreien Zugang. Bei manchen Neubauten oder Sanierungen von Wohnanlagen wird bereits auf ein solches Konzept Wert gelegt, ganz im Sinne eines Designs for All: Barrieren werden hierbei nicht nachträglich beseitigt, sondern Inklusion findet von Anfang an statt. Solche sogenannten Unterflurcontainer finden sich zum Beispiel in Kaiserslautern.

Brailleschrift und Unterstützung aus dem 3D-Drucker

Eine weitere Option, um mehr Menschen an alltäglichen Handlungen teilhaben zu lassen, ist die Verwendung von Brailleschrift auf Abfallbehältern. Die Punktschrift unterstützt Blinde und sehbehinderte Menschen bei der Abfalltrennung. So hat der Abfallentsorger WZV in Bad Segeberg etwa in Zusammenarbeit mit dem Blinden- und Sehbehindertenverein Schleswig-Holstein (BSVSH) spezielle Aufkleber für Abfalltonnen in Brailleschrift herausgegeben, die angeben, für welche Abfallart die jeweilige Tonne bereitsteht. Sehbehinderte Menschen, die Brailleschrift lesen können, können alltägliche Dinge somit selbstständiger erledigen. 

Obwohl die Brailleschrift unter den Blindenschriften am weitesten verbreitet ist, hat nicht jeder blinde oder sehbehinderte Mensch diese gelernt und kann sie lesen. Eine Alternative zu den ertastbaren Punkten hat das Eltmanner Entsorgungsunternehmen Eichhorn Recycling entwickelt. Vier einfache, ertastbare 3D-Symbole, die auf Abfalltonnen angebracht werden können, erleichtern die Identifizierung der richtigen Tonne: ein Rechteck für die Papiertonne, ein Kreis für die gelbe Tonne, ein Dreieck für die Biotonne und ein X für die Restmülltonne. Die Symbole sind groß genug, um sie ertasten zu können, sodass schnell erkannt werden kann, um welche Tonne es sich handelt. Das Unternehmen stellt die Druckdateien für 3D-Drucker sogar kostenfrei auf seiner Website zur Verfügung und lädt zum Nachahmen ein.

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