In der Vergangenheit waren kommunale Winterdienste vor allem darauf bedacht, schnell und großflächig Schnee zu räumen und Salz zu streuen, um die kommunale Verkehrsinfrastruktur auch im tiefsten Winter betriebsfähig zu halten. Allerdings gibt es immer weniger Monate, in denen erhebliche Schneemassen auf Städte und Gemeinden hereinbrechen. Damit ergeben sich für die Winterdienste veränderte Situationen. Eine Anpassung ist erforderlich – auch, um unnötige Belastungen von Umwelt und Natur zu minimieren.
Klimawandel bedingt neue Wettersituationen
Eine wesentliche Hürde für den Winterdienst ist die sich infolge des fortschreitenden Klimawandels verändernde Wetterlage. Während vor einigen Jahren eine „weiße Weihnacht“ und winterliche Spaziergänge über den Weihnachtsmarkt im Dezember noch die Regel waren, dominieren aktuell teilweise frühlingshafte Temperaturen. Grundsätzlich stellt die Erwärmung für den Winterdienst kein Problem dar. Kritisch sind jedoch die damit einhergehenden Wetterumschwünge: Regen, Kälteeinbrüche mit Frost und darauf folgendes Tauwetter können schnell für eine Gefahrenlage sorgen. Die Organisation eines effektiven Winterdienstes ist für Kommunen keine Routineaufgabe mehr; sie erfordert eine detaillierte Planung und viel Flexibilität.
Kommunaler Verkehrsbereich besonders gefährdet
Ein besonderes Augenmerk gilt gefährdeten Stellen im kommunalen Verkehrsbereich. Brücken, Unterführungen und Senken sind häufig von Blitzeis betroffen, wodurch sich das Gefahrenpotenzial erhöht. Eine erhöhte Unfallgefahr droht, wenn diese sensiblen Stellen bei Extremwetter nicht abgesichert werden. Hierzu gehören auch Radwege: Im Zuge des Klimawandels und der dazugehörigen Mobilitätswende hat sich die Anzahl der Radfahrerinnen und Radfahrer deutlich erhöht und das Verkehrsnetz wurde dahingehend umgestaltet. Die Radwege in Deutschland wurden in den letzten Jahren immer weiter ausgebaut: 2020 betrug die Länge des deutschen Radwegenetzes noch rund 7.000 Kilometer, 2025 sind es mehr als 12.000 Kilometer. Gerade hier sollte mit besonderer Vorsicht darauf geachtet werden, dass die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer gewährleistet ist. Dies betrifft auch Haltestellen des ÖPNV und Fußwege. Dort muss zusätzlich ein gewisses Maß an Barrierefreiheit gewährleistet werden, damit alle sicher ans Ziel gelangen.
Moderne Technik optimiert Winterdienst
Um der durch den Klimawandel verursachten Unsicherheit hinsichtlich Wetter und Temperaturen gut gerüstet zu begegnen, können viele moderne Technologien hilfreich sein. So ist es beispielsweise mithilfe des Internets der Dinge (IoT) möglich, Daten zu Straßen- und Bodentemperatur, Feuchtigkeit, Niederschlag und Wind zu erhalten. Auf diese Weise lässt sich exakt ermitteln, ob an kritischen Stellen der Verkehrsinfrastruktur mit Eis und Glätte zu rechnen ist. Dadurch können Streu- und Räumungsfahrten optimiert werden. Das Ausbringen von Streugut wird verringert und somit auch die Umwelt geschont, da im Verkehrsbereich – anders als bei Privathaushalten – nach wie vor mit Salzen gestreut wird. Für Bürgerinnen und Bürger stehen allerdings zahlreiche Alternativen bereit, die Wege trotzdem effektiv sicherer machen. Neben dem IoT kann auch künstliche Intelligenz helfen, die Routen von Streu- und Räumfahrzeugen zu optimieren. Dadurch werden überflüssige Touren vermieden und der gesamte Winterdienst arbeitet nicht mehr „auf Verdacht“, sondern zielgerichtet. Das wirkt sich positiv auf die Umwelt aus und schont die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Winterdienste, da keine unnötigen Schichten mehr besetzt werden müssen. Präzisere Einsätze sind somit wesentlich nachhaltiger und reduzieren die Umweltbelastung, da neben dem bereits erwähnten Streusalz auch Treibstoff und Emissionen eingespart werden.