Feuerwerk ist in Deutschland seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil von Silvester. In den vergangenen Jahren hat sich allerdings rund um diesen Brauch noch eine weitere „Tradition“ entwickelt: die Diskussion um Feuerwerks- oder besser Böllerverbote in Kommunen. Bei den vielfach geforderten Verboten geht es nicht darum, das bunte Spiel mit dem Feuer komplett zu untersagen, sondern das private Böllern einzuschränken. Stattdessen sollen zentrale Veranstaltungen mit professionellen Feuerwerken und Lichtshows stattfinden.
Böllerverbot: mehr Vorteile als Nachteile
Ginge es allein um Fakten und Auswirkungen, wäre die Diskussion schnell beendet. Dennoch hat das private Böllern für viele Menschen eine starke emotionale Bedeutung: die Faszination für Feuer und Licht, das gemeinsame Erleben zum Jahreswechsel und das Gefühl, einen besonderen Moment aktiv mitzugestalten. Diese Tradition ist tief verankert und für viele untrennbar mit Silvester verbunden. Dem stehen jedoch zahlreiche Nachteile gegenüber.
Jedes Jahr kommt es rund um den Jahreswechsel zu Bränden sowie zu teils schweren Personenschäden, die umfangreiche Einsätze von Feuerwehr, Rettungsdiensten und Polizei nach sich ziehen. Auch Tiere sind betroffen: Eine Studie des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie zeigt, dass Wildvögel in der Silvesternacht durch Feuerwerk aus ihren Ruhephasen aufschrecken und teilweise bis zu 16 Kilometer zusätzliche Flugdistanz zurücklegen. Die lauten und unvorhersehbaren Geräusche können zudem bei Haustieren zu deutlichen Stressreaktionen führen.
Hinzu kommt eine Feinstaubbelastung, die so hoch ist wie an keinem anderen Tag im Jahr, sowie große Mengen vermeidbaren Abfalls auf Straßen und Plätzen, den die Stadtreinigungen in den Tagen darauf beseitigen müssen. Professionelle Feuerwerke bieten dagegen viele Vorteile: Sie sind zeitlich und räumlich begrenzt, ästhetisch hochwertig und dramaturgisch inszeniert. Moderne Lichtshows erreichen ähnliche Effekte, kommen jedoch ganz ohne ohrenbetäubendes Knallen aus.
Gutachten: brandempfindliche Gebäude schützen
Aufgrund der negativen Begleiterscheinungen des individuellen Böllerns haben viele Kommunen 2024 bereits Böllerverbote verhängt. Diese waren jedoch in der Regel auf bestimmte Bereiche wie die Innen- oder historischen Altstädte beschränkt. Ein vollständiges Verbot galt hingegen meist nur für Orte, die einen hohen Anteil an Häusern mit Reetdächern aufweisen, was insbesondere die Küstenregionen und Inseln betrifft.
Auch 2025 planen zahlreiche Städte und Gemeinden wieder Beschränkungen. Hierzu sind sie laut einem von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) in Auftrag gegebenen Rechtsgutachten sogar verpflichtet. Die beauftragte Kanzlei Geulen & Klinger kommt darin zum Schluss, dass Kommunen dicht bebaute Gebiete und brandempfindliche Gebäude durch Feuerwerksverbotszonen schützen müssen. Grundlage hierfür ist die Erste Verordnung zum Sprengstoffgesetz (1. SprengV) § 24.
Generelles Böllerverbot derzeit nicht möglich
Für ein flächendeckendes Verbot privater Pyrotechnik an Silvester müsste das geltende Recht zunächst geändert werden. Gemäß §1 SprengV dürfen die üblichen Feuerwerkskörper („pyrotechnische Gegenstände der Kategorie 2“) am 31. Dezember und 1. Januar von allen Personen abgebrannt werden, die das 18. Lebensjahr vollendet haben. In Leipzig etwa scheiterte daher zuletzt ein Antrag auf ein Böllerverbot trotz zahlreicher Befürworter im Stadtrat an der Einschätzung, dass es rechtlich nicht umgesetzt werden könne.
Doch der Handlungsdruck auf den Gesetzgeber in Berlin steigt: Mittlerweile hat sich unter dem Namen #böllerciao ein breites Bündnis formiert, das ein vollständiges Verbot der Böllerei anstrebt. 55 Organisationen sind bereits beteiligt, darunter die DUH, die Gewerkschaft der Polizei sowie diverse Tierschutzorganisationen und Ärzteverbände. Auch Umfragen zeigen: Die Mehrheit der Deutschen spricht sich mittlerweile für ein Verbot aus. In den Niederlanden wurde inzwischen beschlossen, private Feuerwerkskörper zu verbieten: Ab dem Jahreswechsel 2026/2027 dürfen Privatpersonen kein Silvesterfeuerwerk mehr abbrennen. Deutschland könnte diesem Beispiel folgen.